Stadtwald natürlich verjüngen

5.10.2018, 09:39 Uhr

Bei der Exkursion durch den Dis­trikt Ludwigswald wurden eine ungezäunte und eine gezäunte Fläche verglichen. Dabei zeigte sich das hohe Verjüngungspotenzial ohne Einfluss des Wildes. Der Aufwuchs aus dem Samen der Altbäume war auf der umzäunten Fläche deutlich höher. Um dies zu visualisieren, hatte Förster Maximilian Plabst die einzelnen Jungbaumarten farbig markiert.

Bisher werden jährlich rund 60 000 Pflanzen aus Baumschulen zugekauft, um den Wald zu verjüngen – was entsprechend viel Geld kostet. Würde man vermehrt die natürliche Verjüngung nutzen, wäre dies wesentlich günstiger. Und genau darauf setzt auch das städtische Forstamt. „Wir wollen weg von den hohen Kosten bei der Baumpflanzung“, machte dessen Leiter Jürgen Fischer deutlich.

Und das Potenzial alter Pflanzen ist ja vorhanden, der Wald verjüngt sich eigentlich von selbst. Allerdings ist dazu nach Ansicht des Forstamtes eine andere Jagdstrategie nötig. „Abhilfe kann nur ein verantwortliches Wildtiermanagement durch die Stadt selbst und eine damit verbundene Intensivierung der Jagd mit sich bringen“, erläuterte der Forstamtsleiter.

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Zusammen mit den Jägern und ei­nem passenden Konzept aus Pirschbezirken soll nach den Vorstellungen des Forstamtes „die Jagd in fünf Jagdbögen in Eigenregie durchgeführt und das Wildbret der Vermarktung vor Ort zugänglich gemacht werden“. Fischer glaubt, dass dies „keine leichte Aufgabe“ wird. „Aber die Veranwortli­chen am städtischen Forstamt sind sich sicher, dass die Sache funktioniert, wenn der Stadtrat dieser Organisation der Jagd im Herbst zustimmt.“

Andernorts wird bereits so verfahren. Dies wurde beim ersten Teil des Waldbegangs deutlich, der erstmals die Stadträte und ihre Gäste in einen Nachbarwald führte. Nahe dem Geländer gab Forstdirektor Ernst Geyer vom Forstbetrieb Kipfenberg einen Einblick in die Verjüngungssituation des Waldes vor dem Hintergrund des Jagdmanagements der Bayerischen Staatsforsten. Dort ist der Wildverbiss deutlich geringer.

Im Stadtwald selbst erläuterte Fischer die Arbeit des Forstamtes im zurückliegenden Jahr. Erneut musste er von großen Schäden – diesmal durch den Borkenkäfer – berichten. Nach fünf Monaten mit Hitze und Trockenheit war es kein Wunder, dass vor allem die Fichten arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dies lässt sich auch an den Einschlagszahlen ablesen. Fischer zufolge mussten in diesem Jahr bereits „circa 8 000 Festmeter Käferholz eingeschlagen und zu unbefriedigenden Preisen vermarktet werden“.

Motivierte Mitarbeiter

Das Problem dabei ist, dass bei einem Käferbefall die Zeit drängt. Betroffene Bäume müssen so schnell wie möglich aus dem Wald. Gezieltes Eingreifen mit eigenem Personal verhinderte Schlimmeres und minimierte Fischer zufolge auch den Harvester-Einsatz, also die Arbeit mit schwerem Gerät im Wald. Ausdrücklich lobte er die Forstamtsmitarbeiter: „Auch an 14 Tagen mit über 30 Grad Celsius stimmte die Motivation, da am Nachmittag auf weniger schweißtreibende Arbeiten ausgewichen wurde.“

Im Frühjahr 2017 waren viele der gepflanzten Jungbäume spätem Frost zum Opfer gefallen. In diesem Jahr entstanden die Schäden vor allem durch anhaltenden Wassermangel. Schon ab Anfang April setzte die Trockenheit ein. In der Folge gab es einen Ausfall von rund 30 Prozent der gepflanzten Jungbäume. Im Herbst waren nach Angaben von Fischer fast 21 000 Pflanzen und im Frühjahr über 51 000 von Unternehmern und städtischen Forstwirten im Stadtwald gesetzt worden. Der Forstamtsleiter: „Dennoch werden wir keinesfalls resignieren, sondern pflanzen dort, wo nötig, die für den Standort gerechten und klimatoleranten Baumarten wie Tanne, Douglasie, Lärche, Eiche, Buche und Edellaubhölzer.“

Um die kleinen Pflanzen zu sichern, sind Schutzmaßnahmen vor Wildverbiss notwendig, die nach Fischers Worten „aufwendig und teuer sind“. Daher machte er nochmals deutlich: „Langfristig hilft hier nur, das Wildtiermanagement zu ändern und den Rehwildbestand abzusenken.“

Den aktuellen Anforderungen gewachsen ist nach Einschätzung seines Leiters das Naturschutzkonzept des Forstamtes. Freiwillige Stilllegungsflächen, ein steigender Anteil von Biotopbäumen und Totholz sowie ein artenreicher Mischwald seien neben einer bestandsschonenden Forstwirtschaft die Schwerpunkte. Arbeiten  des Landschaftspflegeverbandes im Auftrag der Stadt und Fördergelder aus dem Vertragsnaturschutzprogramm würden helfen, die Ziele zu erreichen.

Fischer ist auch Naturschutzbeauftragter der Stadt und wertet den Kontakt sowohl zum behördlichen als auch zum örtlichen Naturschutz als gut. Er wies zudem darauf hin, dass der Weißenburger Wald seit 2017  „Zertifizierter Erholungswald“ ist. Das wiederum verpflichtet dazu, bestehende Erholungseinrichtungen zu erhalten und zu verbessern.
Dafür wurden Fördermittel beantragt. Mit dem Geld wurde der Vogellehrpfad in Oberhochstatt saniert, die Beschilderung im Arboretum in der Schönau wurde ergänzt, Wanderwege werden neu beschildert und der Knüppeldamm am Forellenweiher wird erneuert.

Zahlreiche Bildungsangebote runden die Arbeit des Forstamtes ab. Neben der Ausbildung von Forstwirten sind Praktikumsplätze begehrt. Ferner werden waldpädagogische Führungen und Freizeitaktivitäten angeboten. Einzig die Nachfrage nach Schulführungen stagniert derzeit.

Über die Grenzen der Stadt hinaus wirkt das Forstamt dadurch, dass
Fischer die Interessen der kommunalen Waldbesitzer sowohl als stellvertretender Vorsitzender des Forstausschusses des Bayerischen Städtetages als auch als Ausschussmitglied des Bayerischen Waldbesitzerverbandes vertritt. „Damit wird die Stadt ihrer Verantwortung als einer der größten kommunalen Waldbesitzer Bayerns gerecht“, meint der Forstamtsleiter.