Wülzburg soll dichter werden

21.9.2016, 08:03 Uhr

Dies hat der Bauausschuss des Stadtrats einstimmig beschlossen. Das gesamte Gremium muss dem noch zustimmen, doch dies dürfte angesichts des klaren Votums im vorberatenden Ausschuss nur eine Formsache sein.  Welche Aufgaben in den Jahren 2018 bis 2021 angegangen werden sollten, schilderte dem Ausschuss Thomas Falz vom Büro Bergmann, das die Sanierung der Festung seit 16 Jahren plant und begleitet.

Das erste Instandsetzungsprogramm für das Bauwerk hoch über Weißenburg lief von 2008 bis 2012, ab 2014 schloss sich das zweite an. „Dank der intensiven Reparaturen haben wir ei­nen Zustand erreicht, dass wir keinen großen Einsturz mehr zu befürchten haben“, schilderte der Bauingenieur. 

Nachdem der Bauabschnitt 2016 weit fortgeschritten ist, ist nun absehbar, mit welchen Maßnahmen das laufende Sanierungsprogramm im nächs­ten Jahr abgeschlossen werden kann. „Von den im Erläuterungsbericht des Büros Bergmann 2013 mit ,Priorität 1‘ erfassten Maßnahmen konnten alle, von den ,Priorität 2‘-Maßnahmen der überwiegende Teil saniert werden“ heißt es in den Bauausschussunter­lagen. „Jetzt können wir ans Dach ge­hen“, meinte Falz und stellte die Fra­ge: „Doch was ist das Dach der Wülzburg?“

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Wasser ist das Hauptproblem

Das seien die Mauern, Kurtinen, Wehrgänge und Bastionen selbst. Und die gelte es, so gut es gehe abzudichten. Denn Wasser sei bei dem Baudenkmal von nationaler Bedeutung, das als eine der besterhaltensten Renaissancefestungen in Deutschland gilt, „die Hauptschadensursache“. Es dringt in Fugen und Zwischenräume ein. Es wäscht die Bindemittel der Mörtel aus und bei Frost lässt es die Steine splittern. Zur Verdeutlichung zeigte Thomas Falz ein Bild von einem langen Eiszapfen, der im Winter in einer Kasematte fotografiert wurde.

Auf der Internetseite des Büros Bergmann ist gut erläutert, was das Wasser in den Wänden anrichtet. „Mit dem Auswaschen des Kalks bleibt allein der Zuschlag des Mörtels im Mauerwerk zurück“, heißt es dort. Der Kalk bilde Stalaktiten an den tropfenden Gewölben der Kasematten und verwandle „die Bastionen in regelrechte Zauberwelten“.

Doch damit fehle der „Klebstoff" des Mauerwerks. Der Sand allein kön­ne die Steine nicht binden. Die Füllung des Wandkerns beginne gegen die Außenschale zu schieben. Diese sei mit etwa 40 Zentimetern viel zu dünn für den angreifenden Druck und beginne auszubauchen. Dadurch öffneten sich weitere Fugen und noch mehr Wasser dringe ein.

Dem muss nach all den aufwendigen Reparaturen nun Einhalt geboten werden, was auch machbar sei, sagte der Bauingenieur und verwies auf erste Maßnahmen auf den Bastionen Roßmühle und Krebs, die dort in den vergangenen Jahren schon ausgeführt wurden. Zunächst müsse das Erdreich von den Bastionen und Kurtinen abgenommen und dann müssten wasserführende Betonschichten eingebaut werden, die das Wasser direkt zu Wasserspeiern und Abflüssen leiten. Hernach kann alles wieder mit Erde bedeckt werden. „Wir wissen jetzt, dass wir eine Austrocknung so hinkriegen“, sagte Falz.

Großen Sanierungsbedarf gibt es auch an den äußeren Grabenmauern, die zwar stellenweise schon ausgebessert wurden, aber insgesamt ein „verheerendes Bild“ abgäben und zum Teil sogar „in desaströsem Zustand“ seien. Auf der Plattform der Bastion Krebs müssten außerdem Abdecksteine ergänzt werden. An den Kurtinen, also den Wänden zwischen den Bastionen, sind Abdeckplatten zu erneuern. Dort ist teures Sandsteinmaterial verbaut, das in Abstimmung mit der Denkmalpflege durch optisch passende Betonfertigteile – ähnlich der neuen Sockelabdeckungen im Burggraben – ersetzt werden sollte.
Manche Kurtinenbögen wurden bereits in der 1970er-Jahren repariert, damals mit Beton, der nun erneut überarbeitet werden muss. Außerdem sind nach den Worten von Thomas Falz die Flachdachabdichtungen unter den Wehrgängen kaputt. Und schließlich müsse die Bleiabdeckung des Renaissanceportals erneuert werden.

Der geplante finanzielle Rahmen des neuen Vierjahresprogramms soll, wie bei den derzeit laufenden Maßnahmen, bei circa 150 000 Euro Eigenanteil der Stadt Weißenburg pro Jahr liegen, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Sollten sich die bisherigen Fördergeber im gleichen Umfang beteiligen, würde sich ein Gesamtvolumen von circa 1,8 Millionen Euro für das neue Sanierungsprogramm ergeben.

Ob dies gelingt, ist allerdings fraglich. Fast 15 Jahre hatte sich der Bund schon einmal aus der Wülzburgfinanzierung zurückgezogen. Erst seit 2014 mit dem Start des zweiten Instand­setzungsprogramms fließt nun auch wieder aus Berlin Geld – und zwar je 210 000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IV und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Um Bundesmittel bemühen

„Wir werden uns bemühen, die Bundesmittel wieder zu bekommen“, versicherte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel. Jedoch habe er ein nicht allzu positiv stimmendes Gespräch mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gehabt, die nicht über Jahre hinweg ein Bauwerk fördern wolle. Das Stadtoberhaupt: „Mit denen werden wir noch mal intensiv reden müssen.“ Sollten nicht genügend Fördergelder zusammenkommen, müsste eventuell der Reparaturumfang reduziert werden. Möglich wäre aber auch, die Arbeiten für ein bis zwei Jahre auszusetzen, sagte der OB.

Stadtbaumeister Thomas Schwarz fügte an, dass Fördergeber in aller Regel eine zeitliche Begrenzung für ein Projekt sehen wollten. Er rechnete außerdem vor, dass jährlich zwischen 150 000 und 200 000 Euro nötig sind, um die jeweils neu hinzugekommenen Schäden zu beheben, „also um die Wülzburg quasi in ihrem Zustand zu erhalten“. Nur mit Förderprogrammen wie seit 2008 könne es gelingen, Fortschritte zu machen.