Kolumne

Apartheidspolitik: Gonz große Klosse, Herr Aiwanger

16.7.2021, 18:06 Uhr

Am Stammtisch daheim: der Aiwangers Hubert aus Rahstorf.   © Matthias Balk

Lieber Hubert Aiwanger,

Sie wissen natürlich längst, dass Politik extrem verdichtet unters Volk gebracht werden muss. Wer es nicht schafft, in gesellschaftlichen Debatten ab und zu einen Spruch rauszuhauen, der noch mit zwei Promille in der letzten Eckkneipe nachgelallt werden kann, hat zumindest in Bayern keinen Auftrag. Nicht selten, so viel Ehrlichkeit muss sein, machen wir Medienvertreter aus so was unsere Schlagzeilen. Versteht halt jeder.

Einige Hau-Drauf-Großmeister kommen bekanntlich aus der CSU, Ihrem Koalitionspartner. Sie dagegen, Herr Aiwanger, nehme ich da eher noch als Suchenden wahr, als Talent mit Höhen und Tiefen. Wenn Sie nach der CSU auch noch die AfD rechts unten überholen wollen, muss da mehr Konstanz rein!

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Okay, da war Ihr herrlich rabaukiges Vegetarier-Bashing aus der Bauarbeiter-Perspektive: „Wenn der nur einmol die Woche Fleisch kriegt und nur Solot, fällt er am dritten Tog vom Gerüst.“ Auf der zehn Punkte umfassenden Pöbel-Skala schafft das schon mal eine Acht. Dass nur Fleisch ein Stück Lebenskraft darstellt, ist in der Ökotrophologie - vorsichtig ausgedrückt - umstritten, spielt jedoch keine Rolle. Dafür gibt’s am Stammtisch in Rottenberg an der Laaber sicher die erste Schnapsrunde. Ein Prosit auf den Hubsi!

Auch Ihre Sentenz, dass der Strauß heute die Freien Wähler wählen würde - Respekt! Dagegen wird mir jetzt noch schwindlig, wenn ich daran denke, wie Sie die Abstandsregel in der Außengastronomie erklärt haben: Sechs bis ocht Bezugskumpels an 15 Meter langen Tischen, die illegol Besuch von Ihren Familien kriegen…? Nicht weniger stoibersche Verwirrung stiftete Ihre Nummer mit den bratfertigen holben Hendl’n, die in Bayern eben nicht als gonze Hendl’n hinten im Wirtsgorten rumlaufen, weil sie dort nur von Rechtsonwälten eingefongen werden könnten. Hä? Ich meine, es ging um Versicherungsleistungen für die Gastronomie, sicher bin ich mir nicht. Ich weiß aber noch, dass es so aussah, als würden Sie das Metapher-Massaker sogar ablesen. Hatten Sie sich den Stuss vorher echt aufgeschrieben?

Doch ich sehe Fortschritte. Was Sie zuletzt hinbekommen haben, dos war gonz große Klosse! Natürlich ist es ein Schmorrn von dem Söder, dass erst mal nur Geimpfte in die Disco dürfen sollen. Nebenbei gefragt: Gibt's bei Ihnen auf dem Lond eigentlich ein Tonzlokol? Waren Sie früher auch Onhänger von John Trovolto?

Jedenfalls finde ich sehr treffend, dass Sie die Benachteiligung von Impfverweigerern als Oporthoidspolitik geißeln. Das ist genau die Zuspitzung, die wir jetzt brauchen, um uns gemeinsam der Delto-Vorionte entgegenzustellen. Herdenimmunität und Rassentrennung - wahrscheinlich brauchte es einen Landwirt, um diesen Zusammenhang zu erkennen. Weiter so, Herr Aiwanger!