Der ADAC hat Crashtests durchgeführt

Kindertransport per Fahrrad: Welches System ist sicher?

22.7.2021, 19:22 Uhr

Die Kids im dicken SUV in die Kita zu chauffieren – das ist eines der klassischen Öko-Feindbilder. Stattdessen das Fahrrad zu benutzen, macht aber nicht nur aus Umwelt-Gründen Sinn. Keine lästige Parkplatzsuche fällt an, und schneller als mit dem Auto kommt man gerade im Stadtverkehr oft auch voran.

Längst vorbei sind die Zeiten, zu denen das Kind sicherheitstechnisch fragwürdig auf den Gepäckträger verfrachtet wurde. Inzwischen haben Eltern die Wahl: Kindersitz, Fahrradanhänger, Lastenfahrrad – die Möglichkeiten zum Transport der Kleinen sind vielfältig.

Wie aber steht es um die Sicherheit der verschiedenen Varianten? Der ADAC wollte es genau wissen und hat drei verschiedene Typen von Lastenfahrrädern, einen Fahrradanhänger (gefedert und ungefedert) sowie ein Nachläufersystem mit Kindersitz einem Vergleich unterzogen. Die Rolle der etwa eineinhalb und drei Jahre alten Kleinkinder spielten Crash-Dummies. Ausgesetzt wurden sie einem Szenario, bei dem ein Auto mit Tempo 30 und in einem Winkel von 45 Grad in das stehende System krachte.

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Beste Lösung Backpacker

Das beste Ergebnis erzielte dabei das Backpacker-Lastenrad, bei dem zwei Kindersitze auf dem extralangen Gepäckträger montiert waren. Erkenntnis der ADAC-Tester: Durch die hohe Sitzposition befinden sich die Kleinen außerhalb des direkten Aufprallbereichs.

Ein "gutes" Resultat wurde dem Fahrradanhänger attestiert, in dem Gurt und stabiler Rahmen eine Schutzwirkung entfalten. Nachteilig wirkt sich aber die niedrige Sitzposition im direkten Aufprallbereich des Pkw aus.

Auch das Lastenfahrrad lieferte ein Pro und ein Contra. Zum Test trat sowohl ein einspuriges Long-John-Cargobike an als auch ein zweispuriges, bei dem die Transportbox zwischen den Vorderrädern sitzt. Einerseits schützt die Box zwar beim Aufprall. Andererseits aber wurden beide Bikes beim simulierten Unfall umgeworfen und schlitterten über die Fahrbahn. In der Realität würde das die Gefahr bergen, vom Gegenverkehr erfasst zu werden.

Schlusslicht Nachläufer

Den größten Anlass zu Kritik bot das Nachläufersystem, das ein Kinderfahrrad in Schlepp nimmt und im Test außerdem mit einem Kindersitz auf dem Gepäckträger ausgestattet war. Für das Kind auf seinem Bike kommt es doppelt schlimm: Es ist dem auftreffenden Pkw schutzlos ausgeliefert – und befindet sich außerdem im unmittelbaren Aufprallbereich. Als Folge kann es zu schweren Verletzungen an Hüften und Beinen kommen, außerdem schlug der Dummy mit dem Kopf auf den Asphalt.
In der Komfortwertung gab es einen anderen Spitzenreiter als beim Sicherheitstest. Hier lieferte der gefederte Fahrradanhänger das "mit Abstand beste" Resultat ab, sein ungefedertes Pendant ließ er deutlich hinter sich.