Literaturfestival

Erlangen rüstet sich fürs Poetenfest

2.8.2021, 10:20 Uhr

Das Poetenfest in Zeiten von Corona: Wie bereits 2020 (unser Bild), wird auch in diesem Jahr der idyllische Innenhof des Stadtmuseums Schauplatz diverser Lesungen und Begegnungen zwischen Autoren und Lesern sein.   © Harald Sippel, NN

Auf ein Neues! Auf ein Neues unter Pandemie-Bedingungen! Darauf musste sich das veranstaltende Kulturamt bei der Vorbereitung des diesjährigen Poetenfests einstellen, darauf müssen sich auch die Besucher einstellen.

"Sonderausgabe II"

Vom 26. bis 29. August wird es also eine „Sonderausgabe II“ des Literaturfestivals geben, das, zumindest was das dezentrale Konzept betrifft, dem des Vorjahres gleicht: weg vom großen Schlossgarten, hin zu den mittlerweile bekannten kleineren Örtlichkeiten, die sich, wenn man dem allgemeinen Tenor Glauben schenken darf, ziemlich gut bewährt haben.

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Ulrich Peltzer © AstridBusch, NN

Also begegnen sich Autoren, darunter Elke Schmitter, Ulrich Peltzer, Michael Köhlmeier, Nadine Schneider und Jenny Erpenbeck, und Leser wieder im Burgberggarten, im Innenhof des Stadtmuseums, in der Villa an der Schwabach, im Bürgertreff „Die Villa“ und im Kulturpunkt Bruck.

Vorher anmelden

„Dezentral“ heiße aber nicht „abgespeckt“, betont Bodo Birk, im Kulturamt für Programme und Festivals zuständig, „wir haben weit über 100 Gäste und rund 130 Einzelveranstaltungen.“ Zu denen man sich, Corona-bedingt, vorher unbedingt anmelden muss.

Michael Köhlmeier © Peter Hassiepen | Munich, NN

Im Zentrum des diesjährigen Programms stehen erneut die langen Lesenachmittage, bei denen Literaten aus ihren neuesten Werken lesen. (Info-)Mehrwert für die Besucher: Die meisten Autoren lesen sogar zweimal und lassen sich im Nachgang von jeweils verschiedenen Moderatoren interviewen.

Öffentliches Arbeitstreffen

2021 wird es auch wieder die Erlanger Übersetzerwerkstatt geben, ein öffentliches Arbeitstreffen von Angehörigen dieser Berufsgruppe, die unter der Moderation von Stadtbibliotheksleiter Adrian La Salvia im Kreuz+Quer Einblicke in ihre Arbeit geben.

Jenny Erpenbeck © Katharina Behling, NN

Themen sind beispielsweise translinguale, in fünf Sprachen gleichzeitig entstehende Poesie, eine Lyrik-Anthologie der Sinti und Roma, eine Dante-Lesung und die Beschäftigung mit ungarischer Gegenwartslyrik.

Poesie als Übersetzung

Letzteres ist kein Wunder, werden doch Orsolya Kalász und Monika Rinck, die beide gemeinsam aus dem Ungarischen übersetzen, mit dem Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung ausgezeichnet. Bis dato ein Preis der Kulturstiftung Erlangen, wird er heuer erstmals als Preis der Stadt Erlangen mit verdoppeltem Preisgeld verliehen.

Kommt auch: Volker Schlöndorff, hier am Bratwurststand beim Poetenfest 2008.   © Harald Hofmann, NN

Der vielfach ausgezeichnete Literat Oskar Pastior war gleich dreimal (1982, 1990 und 2006, im Jahr seines Todes) zu Gast beim Poetenfest. Ihm widmet das Stadtmuseum die Ausstellung „Aubergine mit Scheibenwischer“, das das zeichnerische Werk des Autors zeigt.

In Klimakisten

„Zu sehen gibt es 150 Zeichnungen“, erklärt die Leiterin des Stadtmuseums, Brigitte Korn, „eigensinnige, filigrane Bilder, die eine Verbindung zwischen der Poesie und dem Bild darstellen. Sie reisen in Klimakisten aus dem Literaturarchiv Marbach nach Erlangen.“

Gespräche und Diskussionen im Redoutensaal beschäftigen sich mit Themen der Identitätspolitik, der Klassengesellschaft Deutschland, mit der Frage „Demokratie in der Krise?“ und mit FakeNews. „Besonders stolz sind wir darauf, mit Jean Ziegler einen der unermüdlichsten Kapitalismus-Kritiker für das Gespräch ,Wider die Profitgier’ nach Erlangen holen zu können“, so Bodo Birk.

Unter freiem Himmel

Freilich darf auch das „Junge Podium“ für Kinder und Jugendliche nicht fehlen. Hierbei finden im E-Werk unter anderen Comic-Workshops statt. Gewolltes Jubiläum: Weil vier Comic-Verlage zusammen hundert Jahre alt werden, lässt man Lesungen aus Graphic Novels, quasi die literarischen Comic-Formate, stattfinden. Und weil es beim Poetenfest ja um Sprache geht, gibt es sogar einen Poetry Slam – unter freiem Himmel an der Bleiche.

Wer bei all dem Hören und der Sprache zwischenzeitlich auch was für seine Augen tun will, kann entweder weiteren Präsentationen des – in diesem Jahr in diverse Vorstellungsblöcke aufgeteilten – Internationalen Figurentheaterfestivals an verschiedenen Orten beiwohnen oder zum Sommernacht-Filmfestival an die Bleiche gehen.

Daniel Brühl hat Daniel Kehlmann verfilmt („Nebenan“), Dominik Graf Erich Kästner („Fabian oder Der Gang vor die Hunde“) und Volker Schlöndorff Günter Grass („Die Blechtrommel“). Der Regisseur wird selbst vor Ort sein und seinen Director’s Cut vorstellen.

Sponsor Sparkasse

„Wir wollen die gesamte Stadt erspielen“, zeigt sich Brigitte Korn euphorisch. Das kostet Geld, und zudem ist die dezentrale Lösung aufwendiger und teurer als der jahrzehntelange Standard, wie man von Amtsseite zugibt. Deshalb springt zum wiederholten Male die Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach als Hauptsponsor bei, deren Vorstandsvorsitzender Johannes von Hebel betont, dass das Poetenfest „eines der kulturellen Highlights dieser Region“ sei. Also denn!

Der Vorverkauf (auch mit Vielbucherrabatt) läuft unter www.poetenfest-erlangen.de und www.reservix.de, an den bekannten Vorverkaufsstellen im Großraum Erlangen, Nürnberg, Fürth, Bamberg, an den ReserviX-Vorverkaufsstellen deutschlandweit (Vorverkaufsgebühren). Das Programmheft mit ausführlichen Informationen ist ab Mitte August an ausgewählten Vorverkaufsstellen und Buchhandlungen in der Region Erlangen, Nürnberg, Fürth, Bamberg zum Preis von vier Euro erhältlich.
Weitere Informationen unter www.poetenfest-erlangen.de