Entscheidungswege sind komplex

Wer entscheidet, welche "Tatort"-Kommissare wie oft ermitteln?

12.4.2021, 12:00 Uhr

Kommt genau einmal pro Jahr zum Einsatz: Matthias Egersdörfer, der im Franken-"Tatort" den Spurensucher Michael Schatz spielt. Doch wer entscheidet über diese Häufigkeit? © imago stock&people

Manche "Tatort"-Ermittler sind derzeit ganz besonders fleißig wie das Ludwigshafener Team um Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Drei Fälle in gut drei Monaten wurden gelöst – der letzte am vergangenen Sonntag. Von anderen wie Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) aus Frankfurt/Main, Lindholm (Maria Furtwängler) und Schmitz (Florence Katsumba) aus Göttingen oder Tschiller (Til Schweiger) und Gümer (Fahri Yardim) aus Hamburg hat man dagegen seit Monaten nichts gesehen. Woran liegt das?


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"Große Sender haben mehr Folgen im Jahr als kleine", erklärt Beate Michels aus der ARD-Abteilung, die für die Koordination des Fernsehfilms zuständig ist, und meint: "Es gibt keine feste Reihenfolge. Normalerweise verteilen wir die Fälle ganz gut."

War in letzter Zeit gleich dreimal im Einsatz: Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal. © Uwe Anspach

Große Sendeanstalten wie der SWR ("Tatorte" aus Stuttgart, Ludwigshafen, Mainz und dem Schwarzwald) oder der WDR (Münster, Köln, Dortmund) lassen verschiedene Teams an verschiedenen Orten ermitteln. Kleinere, wie der Saarländische Rundfunk sind mit nur einem Team aktiv. Österreich und die Schweiz beteiligen sich mit jeweils einem Kommissaren-Paar.

Bald ist es wieder soweit: Dagmar Manzel ermittelt im siebten Franken-Tatort "Wo ist Mike?", der am 16. Mai zum ersten Mal ausgestrahlt wird. © Marco Nagel/BR

Durchschnittlich ein bis zwei Mal im Jahr sind die einzelnen Teams dran. Aus Münster und Wien etwa, so Michels gäbe es jeweils zwei Beiträge, aus Franken und Saarbrücken jeweils einen im Jahr. Die Kölner seien zwei bis drei Mal dran. Die Münchner haben durchschnittlich drei Einsätze im Jahr, die Stuttgarter und Frankfurter zwei, die Wiesbadener einen. Mit der Beliebtheit der Ermittlerteams habe das, so Michels, nichts zu tun.

Spätestens sechs Wochen vor der Ausstrahlung erstellt die Programmkoordination den Sendeplan. Mit diesem zeitlichen Vorlauf müssen die Programmzeitschriften informiert werden. "Es kann aber trotzdem noch Änderungen geben", sagt Michels. So wie etwa im vergangenen Jahr, als Corona für so manchen Drehstopp gesorgt hat. "Wir müssen immer schauen, was fertig wird", meint die Koordinatorin.

Dass der "Tatort" aus Saarbrücken im vergangenen wie auch in diesem Jahr an Ostern lief, sei Zufall gewesen. Wenn aber Filme wie etwa der aktuelle aus Kiel zum Weltfrauentag einen bestimmten Jahrestag thematisieren, werde darauf Rücksicht genommen. Gesprochen werde auch über Themen. Man wolle da keine Dopplung an aufeinanderfolgenden Sonntagen haben. Der regelmäßige Zuschauer stellt trotzdem "Wellen" fest. Waren kürzlich reihenweise Geister "Tatort", dominieren gerade die Psychopathen.

Der "Tatort" wie auch der "Polizeiruf 110", deren Erstausstrahlungen jeweils sonntags um 20.15 Uhr im Ersten laufen, werden von den verschiedenen Landessendeanstalten in eigener Regie hergestellt. Die Kommissariate sind jeweils in festen Städten angesiedelt. Derzeit sind 24 "Tatort"-Teams im Einsatz und vier im "Polizeiruf". Der feiert, das steht schon jetzt fest, am 30. Mai sein 50-jähriges Jubiläum mit einem neuen "Polizeiruf"-Team in Halle und der Folge mit dem schönen Titel "An der Saale hellem Strande".