Geht Puschendorfs Obst- und Gartenbauverein der Saft aus?

26.1.2016, 06:00 Uhr

Was steht im Januar auf der To-do-Liste des Gärtners an, Herr Mährlein?

Richard Mährlein: Jetzt ruht der Garten. Ich räume im Herbst nicht großartig auf, sondern lasse meine Stauden niederfrieren und schneide sie im Frühjahr zurück. Für den Winterschnitt bei den Obstbäumen braucht es einen frostfreien Tag, aber da kann man abwarten, dafür ist Zeit bis März.

Erst ließ der Winter auf sich warten, die Pflanzen trieben schon wieder aus, jetzt kommt die Kälte mit Macht. Was bedeutet das für den Garten?

Werbung
Werbung

Mährlein: Die Schneeglöckchen haben schon rausgespitzt, die könnten erfrieren. Beim Obst muss man abwarten. Als Klein-Imker machen mir derzeit eher die Bienen Sorge. Aufgrund der milden Temperaturen ging die Brut sehr lange. Die Frage ist, ob die Futtervorräte ausreichen. Eventuell kommen die Völker gar nicht oder nur sehr schwach über den Winter. Aber da braucht es genauso eine gewisse Gelassenheit und Demut wie beim Gärtnern, denn die Witterung können wir zum Glück nicht beeinflussen.

Bleiben Sie auch gelassen, wenn Sie an den 12. Februar denken?

Mährlein: Ich wollte mein Amt schon länger niederlegen. Bei der letzten Wahl habe ich mich bereit erklärt, das Ganze noch einmal für zwei Jahre, als eine Art Übergangszeit, zu machen. Wir haben frühzeitig SOS gefunkt, einen Aufruf im Gemeindeblatt veröffentlicht — alles vergeblich. Aber ich hoffe, dass sich bei unserer Versammlung doch noch jemand findet, der das Amt des Vorsitzenden übernimmt. Falls nicht, dann steht das Gespenst der Auflösung des Vereins im Raum.

Sie lassen sich also nicht mehr breitschlagen?

Mährlein: Ich werde definitiv zurücktreten. Ich habe meine Enkelkinder, meine Hobbys und noch manche Pläne. Mit 68 Jahren muss jetzt dafür etwas mehr Zeit sein.

Der Obst- und Gartenbauverein zählt rund 240 Mitglieder, warum findet sich niemand?

Mährlein: Unser Problem ist die Altersstruktur. Ich denke, wir liegen im Schnitt bei 60 Jahren. Es fehlt einfach der Mittelbau um die 40. Ich habe viel Verständnis dafür, dass jüngere Menschen beruflich oft sehr eingespannt sind, dazu kommt die Familie. Und wenn jemand als Neubürger nach Puschendorf zieht und vielleicht ein Haus baut, hat er sicher auch noch andere Ziele, als gleich ein Ehrenamt zu übernehmen. Aber wenn dieses Engagement immer weiter nachlässt, und da haben ja nicht nur wir Gärtler Probleme, verändert das auch eine Gemeinde. Meine Sorge ist, dass Puschendorf zum reinen „Wohlfühl- und Schlafdorf“ wird. Aber ein lebendiges Dorf braucht aktive Bürger.

Ist das Image eines Obst- und Gartenbauvereins einfach zu bieder?

Mährlein: Wir haben, das kann ich rückblickend sagen, das Image des Kleingärtners längst abgelegt und treten für naturnahes Gärtnern ein. Wir haben ökologisches Bewusstsein vermittelt und dafür geworben, kein Trinkwasser als Gießwasser zu verwenden oder auf die Bedeutung der Fassadenbegrünung und des Hausbaumes hingewiesen, um nur einige Punkte zu nennen. Mit dem Klimawandel warten neue Herausforderungen: Ob Stauden, Büsche oder Bäume — wir müssen Sorten suchen, die das verkraften.

Was würde die Auflösung des Vereins bedeuten?

Mährlein: Das hieße, der Verein existiert nicht mehr, sämtliche Leistungen für die Mitglieder, etwa kostenlose Beratung und Fachvorträge, würde es nicht mehr geben. Das Vermögen und alle Sachwerte fielen an die Gemeinde. Das wäre schade, gerade für unsere über die Ortsgrenzen hinaus beliebte Mosterei, für die auch heuer schon wieder ein Team bereitsteht.

Und was, wenn sich am 12. Februar nun doch keine Hand hebt?

Mährlein: Dann bricht in Puschendorf nicht nur ein Stück Tradition weg. Irgendwie würden wir damit das Band zur Natur, unserer Lebensbasis, zerschneiden. Freilich, wenn die Leute kein Interesse zeigen, dann wäre der Verein am Ende. Aber ich will der Versammlung nicht vorgreifen. Für mich war das Ehrenamt keine Last. Ich habe viel dabei gelernt, Kontakte geknüpft, viel Freude gehabt. Und das finde ich großartig.