Großhabersdorfs Naturschützer hegen Neuntöter, Orchideen und Kräuter

29.10.2016, 14:00 Uhr

Marlene Herrmann steht auf dem Geisbuck. Das ist ein halber Hektar Land an einem Hang direkt an der Staatsstraße 2245 zwischen Großhabersdorf und Vincenzenbronn. Die vorüberfahrenden Autos bilden eine dröhnende Geräuschkulisse, die kaum je verstummt. Die engagierte Umweltschützerin macht klar: „Der Geißbuck ist eines der Biotope, um die wir uns kümmern.“

Insgesamt gibt es 24 davon im Landkreis, die von Mitgliedern der 13 Ortsgruppen des Bundes Naturschutz (BN) nach naturschutzrechtlichen Vorgaben gepflegt werden. Nicht zuletzt geht es bei dieser Aufgabe, die einen Schwerpunkt im vielseitigen Einsatz bildet, um den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten ebenso wie um den Erhalt einer vielseitigen, artenreichen Landschaft.

„Wir haben hier einen Magerrasen, Apfel- und Birnbäume, eine dichte Schlehenhecke.“ Marlene Herrmann stellt das Ensemble vor und die grüne Parzelle gewinnt an Profil. „Die Hecke ist natürlich ideal für Vögel – unter anderem wurden hier schon Neuntöter gesehen. Aber wenn die Hecke nicht gemäht wird, dann breitet sie sich immer weiter aus.“ Das wäre auf absehbare Zeit das Ende für die Wiese und damit für eine Vielzahl an Pflanzen. „Wir haben zum Beispiel Pimpernel, Thymian, Walderdbeeren, Pfefferminze, Schafgarbe . . .“

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Mähen und Schneiden

Seit Jahrzehnten wird der Geißbuck von den Ehrenamtlichen der BN-Ortsgruppe Großhabersdorf gepflegt, bei der sich Marlene Herrmann als Ansprechpartnerin im Vorstand engagiert. Zum regelmäßigen Mähen kommen weitere Aufgaben wie etwa ein Pflegeschnitt für die Obstbäume, damit die Stabilität der Stämme erhalten bleibt. Das fachliche Knowhow liefert in diesem Fall ein Vertreter des Landschaftspflegeverbands Mittelfranken.

„Vor allem beim Mähen ist es gut, wenn so acht bis neun Leute mithelfen“, sagt Marlene Herrmann. „Sind es weniger, stößt man irgendwann an seine Grenzen. Es ist halt doch keine leichte Arbeit.“ Sie ist froh: „Wir haben eigentlich immer tolle Unterstützung gefunden.“ Die BN-Mitglieder Großhabersdorfs kümmern sich um zwei Biotope. Ein weiteres, eine Feuchtwiese mit Tümpeln und Gräben, ist rund anderthalb Hektar groß. Dort gedeihen zum Beispiel stark gefährdete Orchideen, Sumpfschrecken oder Feldwespen haben ebenfalls noch einen Lebensraum.

Marlene Herrmann wurde 1981 Mitglied beim BN. „Mich hat der Bericht über ,Die Grenzen des Wachstums‘, den der Club of Rome bereits 1972 veröffentlichte, stark geprägt“, erinnert sich die 60-Jährige. Von Anfang an gestaltete sie aktiv die Belange des BN mit, engagierte sich bei Aktionen, schrieb Texte für das Mitteilungsblatt des Verbandes: „Ich weiß noch, dass ich da auch Rezepte veröffentlicht habe, etwa für Löwenzahnhonig.“

Das Wissen und die Begeisterung für Heilkräfte aus der Natur hat sie von Mutter und Großmutter übernommen: „Von den beiden habe ich mir viel abgeschaut, sie kannten sich mit Kräutern aus und wussten, wie man Tees oder Umschläge bereitet.“

1983 zog Marlene Herrmann von Nürnberg nach Großhabersdorf, seither hat sie viele Themen, die den Schutz von Umwelt und Natur berühren, aufgegriffen und mitgestaltet. Das Spektrum reichte vom Widerstand gegen eine geplante Mülldeponie über den Einsatz für die „Gänseiche“ am Naturbad bis zum stets wachsamen Blick auf den Schutz des Biberttals.

Aktuell hat sie eine Bürgerinitiative gegründet, mit dem Ziel, die geplante Umgehungsstraße von Vincenzenbronn zu verhindern. „Das Dorf würde vom Bibertgrund abgeschnitten und der beliebte Fahrradweg geopfert. Die Gefahr von Hochwasser stiege enorm an, außerdem müsste eine artenreiche Flora und Fauna weichen.“ Die Mutter von fünf Kindern ist von Beruf Grundschullehrerin und setzt sich intensiv dafür ein, dass die Liebe zur Natur hier genauso weitergegeben wird, wie das Wissen um unsere Umwelt.

„Spaß obendrein“

Natürlich will sie sich auch in Zukunft engagieren. Denn sie weiß: „Wenn die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt ist, dann macht es obendrein sogar richtig Spaß.“

Die Kreisgruppe Fürth-Land des Bundes Naturschutz feiert ihr 40. Gründungsjubiläum am Samstag, 29. Oktober, ab 16 Uhr in Veitsbronn in der Zenngrundhalle. Teilnehmen wird auch der BN-Vorsitzende Hubert Weiger, der schon 1976 bei der ersten Versammlung einen Vortrag hielt.

www.fuerth-land.bund-naturschutz.de