Gunzenhausen: Raiffeisenbank liefert gute Zahlen

30.6.2016, 06:59 Uhr

Die entscheidenden Kennziffern hatte der Vorstand bereits vor einigen Wochen mitgeteilt. Die Bilanzsumme lag Ende 2015 bei 1,19 Milliarden Euro (Steigerung um 0,1 Prozent). Das Kundenkreditgeschäft kletterte auf 645 Millionen Euro (plus 3,9 Prozent). Die Kundeneinlagen machten 883 Millionen Euro aus (plus 0,7 Prozent). Wie Vorstandsvorsitzender Wilfried Wiedemann nun in der Stadthalle mitteilte, muss der Blick auf das gesamte betreute Kundenvolumen gerichtet werden, um die tatsächliche Lage zu erfassen. Dieses Volumen erreichte einen Wert von 2,26 Milliarden Euro (plus 5,2 Prozent), und das sorgt für Zufriedenheit. So finden sich in den Kundendepots immer mehr Wertpapiere, darunter Fondsanteile und Aktien. Die Bank sei eben gerade durch die genossenschaftliche Finanzgruppe stark.

Wiedemann sprach von einer guten Entwicklung seines Hauses, auch eher zurückhaltend von einem „ordentlich“ abgelaufenen Geschäftsjahr, mit dem man „durchaus zufrieden“ sein könne. Unterm Strich ergab sich ein Jahresüberschuss von rund 3,27 Millionen Euro. Zwei Millionen wurden gleich in die Rücklagen überführt, und die Vertreter hatten sich mit dem verbleibenden Bilanzgewinn von 1,269 Millionen Euro zu befassen. Wie Vorstand Gerhard Meyer darlegte, gehen davon 826 000 Euro in die Rücklagen und knapp 444 000 Euro werden als vierprozentige Dividende auf die Geschäftsguthaben ausgeschüttet. Es war kein Wunder, dass die Versammlung diesem Vorschlag folgte.

Vier Prozent Dividende, das ist beachtlich angesichts der allgemeinen Zinssituation in Deutschland und im ganzen Euroraum. Das Zinstief macht nicht nur den Bankchefs Sorgen. Im aktuellen Jahr wird die Zinsmarge wohl noch weiter zurückgehen — sie ist eh schon mehr als knapp —, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. „Wir sind aber zuversichtlich, dies zumindest teilweise kompensieren zu können“, sagte Wiedemann. Der Jahresüberschuss 2016 wird nach seiner Einschätzung geringer ausfallen als der von 2015.

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Schwieriges Umfeld

Auch der „amtliche“ Prüfbericht des Verbandes, den Aufsichtsratsvorsitzender Willi Renner in Teilen vorstellte, lässt erkennen, dass die Geschäftsentwicklung aktuell als „ausreichend“ eingestuft wird. Da schimmern leichte Bremsspuren durch. Renner stellte zusammenfassend fest, in einem schwierigen Umfeld habe sich die Bank 2015 als zuverlässiger Partner im Markt behauptet. Der Jahresabschluss zeige insgesamt gute Zahlen.

Auf jeden Fall sieht sich die „Raiba“ als weiterhin fest verankert und verwurzelt in der Region. Die Zahl der 27 212 Mitglieder spricht Bände. Mit 243 Bankangestellten, davon 20 Auszubildenden, bleibe die genossenschaftliche Beratung vor Ort auf jeden Fall gesichert.

Fünf Punkte nannte Wiedemann, die die Bankwelt beschäftigen und verändern. Neben dem Niedrigzins ging er auch auf die Regulatorik und Bürokratie ein. Die Bank muss immer mehr „nach oben“ melden und mehr Personal in der Überwachung einsetzen. Das macht sich auch in Heller und Pfennig bemerkbar. Jedenfalls war erkennbar, dass die Laune des Vorstandsvorsitzenden angesichts der Pflicht zu Beauftragten, Revisoren und Oberbeauftragten nicht gerade steigt. Die Verhältnismäßigkeit sieht er hier nicht mehr unbedingt gegeben. Er warnte auch davor, einen immer stärkeren Verbraucherschutz als stets positiv zu sehen. Mehr sei nicht immer besser, zum Beispiel bei der „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“.

„Falsche Anreize“

Das System der Einlagensicherung in Deutschland habe bisher einwandfrei funktioniert. Wenn diese nun europäisch würde, würden falsche Anreize gesetzt: Risikoarme Sicherungssysteme für Einlagen bei Banken würden für riskante Systeme haften. Eine „europäische Vergemeinschaftung“ der Einlagensicherung würde die deutschen Sicherungssysteme belasten und das Vertrauen der Einleger in Deutschland beschädigen, lautet die unmissverständliche Warnung.

Die Gesellschaft wandelt sich hin zu immer mehr Digitalisierung, hörten die Vertreter. Das Kundenverhalten ändert sich enorm. Die Kunden agieren zunehmend mit Computer und Smartphone und nutzen die App. Die Transaktionen in den Geschäftsstellen, also das Geschäft von Person zu Person, schwinden an Zahl. Wie berichtet, hat die „Raiba“ im April 2016 ihre Filialstruktur „angepasst“. Fünf Filialen wurden mit benachbarten zusammengelegt und eine SB- Geschäftsstelle geschaffen (Haundorf). Jede der aktuell 35 Geschäftsstellen betreut im Schnitt 1286 Kunden — ein nach wie vor hoher Wert. Wiedemann kündigte an, das Onlinebanking noch auszubauen und mehr denn je auf Kosteneffizienz zu achten.

Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden wird 2016/17 die Zahl der Geschäftsstellen nicht verändert . Er räumte selbstkritisch ein, dass es besser gewesen wäre, die Absichten des Vorstands in diesem Punkt in einer der früheren Vertreterversammlungen mitzuteilen und zur Diskussion zu stellen.

Ein kräftiges Lob hatte Dr. Sigurd Schacht aus Gunzenhausen für die jetzigen Chefs (zu denen auch Jürgen Gempel gehört) übrig. Der Ehrenpräsident des Genossenschaftsverbandes Bayern für Mittelfranken bezeichnete das 2015er-Ergebnis als hervorragend. Er machte auch deutlich, dass er die Bemühungen des Vorstands, neue Wege zu gehen und sich zur rechten Zeit den Herausforderungen anzupassen, voll mitträgt.