Heiner Paukner: "Boxen ist mein Lebenselixier"

23.2.2020, 14:23 Uhr

Die Wahl des Vorsitzenden des Box-Club (BC) Weißenburg zum Chef des Landesverbandes gilt als sicher. Pauckner, den alle nur "Heiner" nennen, wird dann an der Spitze von 120 Vereinen mit rund 12000 Mitgliedern im Freistaat stehen. Im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt äußert sich der 58-Jährige zu seiner bewegten Laufbahn im Boxsport, zu seinen Aufgaben und Zielen im Verband und zur Faszination des Faustkampfs.

Herr Pauckner, Ihre Laufbahn im Boxsport kann man gut in 15-Jahres-Etappen teilen: erst rund 15 Jahre selber aktiver Boxer, dann circa 15 Jahre Trainer und jetzt seit 2005 Vorsitzender des BC Weißenburg und damit in der Funktionärsschiene. Was ist es, was Sie nach all diesen Jahren noch immer antreibt und am Boxen fasziniert?

Pauckner: Boxen ist mein Lebenselixier, und der Boxsport in Bayern ist wie eine große Familie. Wo man auch hinkommt in den Vereinen und im BABV: Man kennt sich und es herrscht ein sehr respektvoller Umgang. Was mich nach wie vor am Boxen begeistert, ist die Disziplin, die dahintersteckt und vor allem der faire Umgang miteinander. Obwohl es sich um eine Kampfsportart handelt, ist das Verletzungsrisiko relativ gering und die Athleten nehmen sich nach den Fights in den Arm. Ich bin auch großer Fußballfan. Damit bin ich groß geworden. Aber wenn ich sehe, was da teilweise auf den Fußballplätzen und im Umfeld abgeht . . .

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Fußball als Hobby kommt ja recht häufig vor, Boxen eher selten. Wie sind Sie zu dieser Sportart gekommen?

Als ich 14 Jahre alt war hat mein Stiefvater zu mir gesagt "Bua geh’ halt amal ins Boxtraining!" Das habe ich getan, und viel ist dann auch über unseren legendären BCW-Trainer Otto Kittsteiner gelaufen. Zu ihm bin ich schon als Kind zum Haareschneiden gegangen, und er hat im Friseurstuhl gemerkt, dass ich ein rechter Zappelphilipp bin. Boxen war da ein guter Ausgleich. Mir hat es von Beginn an im Training viel Spaß gemacht, also bin ich dabei geblieben und habe nach meiner aktiven Zeit noch viele Jahre mit dem Otto als Trainer und Vorstand zusammengearbeitet.

Otto Kittsteiner hatte sicher auch einen wichtigen Anteil an Ihren sportlichen Erfolgen bis hin zur Deutschen Vizemeister bei den Junioren. Auch als Trainer haben Sie mit Boxern wie Peter Stettinger oder Gunnar Lewox sehr viel erreicht. Wie kamen Sie zur Funktionärsrolle?

Ich war schon längere Zeit im Ausschuss dabei und wurde dann 2005, als der BCW einen Generationswechsel vollzogen hat, zum Vorsitzenden gewählt. Parallel habe ich mich auf bayerischer Ebene engagiert und bin seit 2008 als Landessportwart in der engeren Führung des BABV. In diesem Amt geht es vor allem um die Organisation des Boxsports in Bayern.

Sie scheinen dort gute Arbeit geleistet zu haben, denn das Präsidium hat Sie nun als Nachfolger des scheidenden BABV-Präsidenten Heinz-Günter Deuster zur Wahl beim Verbandstag am 1. März in Pleinfeld vorgeschlagen.

Ja, dem Heinz-Günter war es wichtig, dass es in seinem Sinne mit jemandem aus der Boxsportszene weitergeht. Ich kenne bereits alle Leute und habe als Landessportwart auch viel Kontakt mit dem Deutschen Amateur-Box-Verband. Mit der voraussichtlichen Wahl zum BABV-Präsidenten geht es für mich nun ein "Stüfle" rauf. Das ist eine Riesenverantwortung, aber auch eine Ehre. Mir geht es allerdings nicht um diesen Namen oder Titel, sondern viel mehr um den Sport und den Umgang mit den Menschen. Das macht mir Spaß, und ich habe vor etwas zu bewegen – allerdings nicht im Alleingang, sondern im Miteinander. Ich sehe das als Teamarbeit und darauf freue ich mich.

Wo sehen Sie Ihre Aufgaben und Schwerpunkte?

Wir haben bereits einen hauptamtlichen Verbandstrainer eingestellt und haben überall in Bayern zusätzlich Bezirkstrainer angesiedelt. Zu ihnen gehört auch Peter Stettinger vom BC Weißenburg. Dieses Netz und vor allem den Landesstützpunkt in Straubing wollen wir weiter ausbauen mit Schule und Internat. Der Leistungssport muss organisiert und geplant sein, das habe ich bereits als Sportwart kennengelernt. Unsere Topathleten boxen für Straubing in der Bundesliga, vier gehören zum Olympiakader. Als Landesverband sind wir inzwischen recht erfolgreich in Deutschland und haben uns von der Nummer zehn unter die ersten drei vorgearbeitet. In dieser Richtung wollen wir sportlich weitermachen. Organisatorisch haben wir die Geschäftsstelle des BABV bereits von München nach Weißenburg verlegt. Der Weißenburger Patrick Bengel, der Sportmanagement studiert hat, betreut die Geschäftsstelle nebenamtlich.

Die Fäden laufen also in Weißenburg zusammen und Sie sind schon mittendrin in den neuen Aufgaben. Wir nehmen mal an, dass auch Ihre Frau voll hinter diesem Engagement steht.

Ja, dieser Rückhalt ist für mich enorm wichtig. Boxen ist unser gemeinsames großes Hobby, zumal wir auch keine Kinder oder – wie viele unserer Freunde – inzwischen schon Enkel haben. Auch meine Frau Simone ist eine große Boxliebhaberin und ist als Kampfrichterin national im Einsatz und bekannt. Sie bleibt im neuen Präsidium vorerst auch die Frauenbeauftragte wie bisher. Wir sind aber beide nicht so eingestellt, dass wir das bis zur Unendlichkeit machen müssen. Irgendwann braucht es dann auch wieder neuen Schwung.

Wie sieht es künftig beim Weißenburger Box-Club aus, der etwa 160 Mitglieder zählt? Werden Sie hier in Doppelfunktion Vorsitzender bleiben?

Die laufende Wahlperiode bis 2021 werde ich noch zu Ende machen, dann gibt es einen Umbruch und ein Stück weit auch einen Generationswechsel, denn auf Dauer lassen sich beide Ämter nicht vereinbaren. Wir haben beim BCW aber bereits die entsprechenden Weichen gestellt. Philipp Lang, der jetzt schon in der Führungsriege dabei ist, soll das Amt des ersten Vorsitzenden übernehmen. Mein bisheriger Stellvertreter Walter Nowotny wird dabeibleiben und ihn unterstützen. Zudem wollen wir Rene Göttler und Marco Sporrer in den Vorstand einbinden.

Wir haben anfangs von der Faszination des Boxsports gesprochen. Mit dem Blick auf die Namen bei Meisterschaften oder Vergleichskämpfen ist sicher auch der internationale Charakter in dieser Sportart ein besonderer Aspekt.

Das stimmt! Und die Integration dieser Jungs und Mädels liegt mir auch besonders am Herzen. Bei uns beim BC Weißenburg sind Sportler aus 15 Nationen im Training. Als Verein haben wir hier auch die Aufgabe, diese jungen Leute in unsere Gesellschaft zu integrieren. Das ist schon ziemlich Multi-Kulti bei uns – aber so ist auch das Leben. Ich selber habe gerade durch das Boxen schon mein ganzes Leben lang viel mit Ausländern zu tun, wobei eines für mich klar ist: Wenn irgendwas in die rechte Richtung geht, dann kämpfe ich dagegen an.

Zur Person

Karl-Heinrich Pauckner ist 1961 in Weißenburg geboren. Als aktiver Boxer hat er im Halbschwergewicht insgesamt 110 Kämpfe bestritten. Er war Bayerischer und Süddeutscher Meister der Jugend (1977 und 1978) sowie der Junioren (1979). Zudem wurde er Deutscher Vizemeister der Junioren (1979). Nach seiner aktiven Laufbahn stieg er bei seinem Heimatverein BC Weißenburg in die Trainerarbeit ein, 2005 wurde er zum Vorsitzenden des BCW gewählt.

Im Bayerischen Amateur-Box-Verband fungiert er seit 2008 als Landessportwart. Zudem ist er als Kampfrichter sowohl national als auch international seit vielen Jahren aktiv. Der 58-jährige Weißenburger ist designierter neuer Präsident des BABV. Neben dem Boxen zählt auch die Musik zu den Hobbys von Heiner Pauckner, der beruflich als Fahrlehrer tätig ist und gemeinsam mit Günther Meyer in Weißenburg das Schulungsinstitut BoBi betreibt. Pauckner ist mit seiner Frau Simone verheiratet, die ebenfalls stark im Boxsport engagiert ist und dieses Hobby mit ihrem Mann teilt.