Jungbäume im Visier

8.2.2015, 13:00 Uhr

Zum Auftakt stellt das Fürther Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) am Freitag, 20. Februar, ab 15 Uhr in einem Waldstück des Dillenbergs beispielhaft vor, wie die Förster bei der Begutachtung vorgehen. Eingeladen sind Waldbesitzer, Jäger sowie diverse Verbandsvertreter. Ein Termin, bei dem Interessen, die sich diametral gegenüber stehen, aufeinanderprallen dürften.

Winters, wenn Felder und Wiesen kaum Futter hergeben, sind junge Baumtriebe bei Rehen gefragt. Das mögen Waldbauern gar nicht. Jäger wiederum, denen es um einen ausgeglichen Wildbestand im Revier geht, sehen mit den Verbiss-Gutachten die Rehpopulation waldwirtschaftlichem Gewinnstreben geopfert. Denn wie viele Rehe es überhaupt gibt, ist bei der Begutachtung nicht von Belang.

Insoweit sind die Forstlichen Gutachten immer „ein bisschen umstritten“, wie es Georg Dumpert, zuständiger Bereichsleiter am AELF, auf Nachfrage sehr vorsichtig formuliert. Ihr Effekt ebenso. Die Kontrolle des Rehabschusses beschränkt sich in der Regel auf eine Meldepflicht an die Untere Jagdbehörde am Landratsamt. „Und das ist“, so Dumpert, „Vertrauenssache.“ Aller Kritik zum Trotz aber hält der Freistaat an der Praxis der sogenannten Forstlichen Gutachten fest. Und dabei haben die Behördenmitarbeiter als verlängerter Arm des Gesetzgebers zu vertreten, was in Artikel 1 des Bayerischen Waldgesetzes festgelegt ist: Es gilt der Grundsatz „Wald vor Wild“.

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Zur Ermittlung der Verbissquoten werden Jungbestände unter die Lupe genommen, insbesondere solche Bereiche, in denen der Wald versucht, sich selbst zu verjüngen, also ausgeflogene Samen Bäume werden wollen. Im Fokus stehen Pflanzen bis zur Höhe von 1,30 Metern — was darüber hinausragt, ist dem Zugriff der Rehe entwachsen.

Punktuell, an jeweils 30 bis 40 systematisch festgelegten Standorten in den beiden Hegegemeinschaften im Landkreis Fürth, inspizieren die Förster Raymund Filmer, der für den Kreisnorden und die Privatwälder im Fürther Stadtgebiet zuständig ist, und Klaus John im Kreissüden, was ungezäunt im Wald nachwächst. Waldbesitzer und Jäger, die sie begleiten möchten, sind willkommen.

Passende Flächen im Landkreis auszumachen, ist Dumpert zufolge oft gar nicht so einfach. In den vorherrschenden Kiefern- und Fichtenbeständen sei eine Naturverjüngung „zwar schwierig, aber machbar“. Doch junge Laubbäume hätten ohne Zaun kaum eine Chance. Das macht Pflanzungen für die Waldbesitzer teuer.

Sollten sich bei den Erhebungen bis Ende April höhere Verbissquoten als in der Vergangenheit abzeichnen, so Dumpert, wird in einer neuerlichen Begutachtungsrunde mit den jeweiligen Grundstückseigentümern und den Jagdpächtern in jedes einzelne der gut 60 Reviere im Landkreis geguckt. Die möglichst intensive Beteiligung der Betroffenen ist ein Aspekt eines Zehn-Punkte-Katalogs, mit dem Landwirtschaftsminister Helmut Brunner auf die anhaltende Kritik an Sinn und Zweck der aufwändigen Begutachtung reagierte.

Vor drei Jahren fand der Nachbesserungskatalog erstmals Anwendung. Eine Evaluierung im Nachgang habe ergeben, dass sich die Akzeptanz des Gutachtens damit bei allen Beteiligten deutlich gesteigert habe. Auf jeden Fall, so Dumpert, habe sich die Kommunikation verbessert. Waldbesitzer, Jäger und Behörden seien intensiver im Gespräch.

Treffpunkt für die Infoveranstaltung am Freitag, 20. Februar, ist um 15 Uhr der Wanderparkplatz an der Ortsverbindungsstraße von Deberndorf nach Keidenzell.