Kommentar: Halloween ist Fasching für Arme

28.10.2014, 13:00 Uhr

Bräuche und Traditionen, die von den USA zu uns rüberschwappen sind schrill, überzogen und ungenießbar. Ob es nun der rote Coca-Cola Weihnachtsmann ist, der schon in meiner frühen Kindheit die Illusion vom Christkind zerstörte, oder ob es eine Baby-Shower-Party ist, bei der Freundinnen mit der werdenden Mama Spucklätzchen häkeln. Mir sind die Bräuche höchst suspekt. Halloween steht für mich dabei an oberster Stelle. Das ist vorgezogener Fasching, nicht mehr und nicht weniger. Für den ursprünglich keltischen Brauch würde ich vielleicht mehr Verständnis aufbringen, weil er dann nicht so wahnsinnig aufdringlich und penetrant wäre.

Zugegebenermaßen verlief meine erste Begegnung mit dem Kult aber auch sehr unglücklich. Vor fünf Jahren klingelten vier verkleidete Kinder an unserer Haustür. Mir war sofort klar, dass ich beim Einkaufen einige Stunden zuvor etwas vergessen hatte: Nämlich Süßigkeiten, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Aufgrund meines schlechten Gewissens und auch weil ich nicht wusste, was ich dann von der Kindermeute zu hören bekommen würde, blieb meine Haustür geschlossen. Am nächsten Morgen musste ich eine mit Schokolade verklebte Haustür nebst Klingel vom Süßkram befreien.

Sternsinger, die in der Adventszeit unterwegs sind, bekommen regelmäßig etwas von mir, obwohl ich weder getauft noch gläubig bin. Auch Martinssinger, die am 11. November an meiner Tür klopften, bekämen etwas. Da denke ich ganz wirtschaftlich nach der Kosten-Nutzen-Rechnung. Die Kinder legen sich singenderweise ins Zeug, weil sie etwas haben wollen - und das auch noch für einen guten Zweck. Aber wenn mir kleine Monster mit eh schon dicken Bäuchen und noch dickeren Tragetaschen "Süßes oder Saures" ins Gesicht plärren, dann finde ich das schlicht und einfach unverschämt.

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Die einzigen, die etwas davon haben, sind die Süßwaren- und Verkleidungsindustrie. Die Eltern jammern über die horrenden Ausgaben für die Monster-Grusel-Kostüme und den Kindern tut so viel Süßes ohnehin nicht gut. Stellen Sie sich mal vor, ich würde denen Äpfel und Salat in die Hand drücken. Aus der Nummer käme ich lebend nicht mehr raus...