Alles im Fluss

19.7.2016, 09:56 Uhr

Die schlechte Nachricht: Nur bei einem einzigen Song auf ihrem neuen Album spielt Lena Dobler Gitarre. Wobei das nicht wirklich eine schlechte Nachricht, sondern schlicht dem Alltag der Musikerin geschuldet ist. Während ihres Studiums pendelte sie regelmäßig im Zug von Fürth nach Regensburg. „Fuji Disco“ ist unterwegs entstanden: Im Zug, am Laptop, unterm Kopfhörer.

„Beats programmieren, Synthies einspielen – tatsächlich ist diesmal alles über die Tastatur passiert, was auch für mich eine neue Erfahrung war“, erzählt Dobler. „Nur den Gesang wollte ich meinen Mitreisenden dann doch nicht antun . . .“ Der wurde in Zirndorf im Studio von Anna Leyne aufgenommen, der Komponistin von „Ghost“ – jener Nummer, mit der Deutschland beim „Eurovision Song Contest 2016“ vertreten war.

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Die Arbeitsweise „on the road“ kommt dem Thema der Platte entgegen: Auf „Fuji Disco“ geht es um Aufbruch und Bewegung. Die zwölf Nummern sind betont minimal gehalten und sehr poppig ausgefallen. Dass die Künstlerin beim Schreiben tagelang von ihren eigenen Ohrwürmern verfolgt wurde, darf als gutes Zeichen gewertet werden. Was an Lena Dobler und ihrem eigenwilligen LoFi-LiedermacherPop nachhaltig begeistert, ist, dass die 26-Jährige stilsicher und unbeirrt ihren eigenen Weg geht. Schwer vorstellbar, dass der jungen Frau jemals irgendein Promoter oder Plattenfirmen-Boss sagt, was sie zu tun hat.

Doch auch diesmal hat die selbstbewusste Fürtherin ohnehin wieder alles alleine gestemmt. Dass „Fuji Disco“ komplett elektronisch ausgefallen ist, liest sich gravierender, als es ist. Die große Klammer bei Lena Dobler ist und bleibt ihre Stimme – und die Art, wie sie textet.

Welche Sprache am Ende rauskommt, passiert spontan. Wobei die Japanisch-Studentin noch nie ein Problem mit Deutsch als Pop-Sprache hatte. „Oh, sag’ das nicht! Es gibt immer wieder deutsche Worte, die so monströs sind von der Betonung oder von der Länge her, dass man sie nicht unterkriegt. Im Japanischen ist vieles rhythmischer und lässt sich leichter singen.“

Zwei japanische Nummern haben es auf „Fuji Disco“ geschafft. Das CD-Cover, designt von Mama Dobler, greift den Titel und die Themen des Albums noch einmal grafisch auf — mit viel Ironie. Denn die bleibt bei aller Tiefe und aller Ernsthaftigkeit ein fester Bestandteil der Musik von Lena Dobler. So war „Fuji Disco“ ursprünglich ein plakativer Arbeitstitel für die Scheibe. Am Ende fand ihn Lena so witzig, dass er geblieben ist.

www.lena-dobler.de