Auftakt des Jugendtheater-Festivals "Lichtblicke"

19.10.2017, 17:15 Uhr

Von einem so bunt gemischten und generationenübergreifenden Publikum träumt wohl jeder Theater-Hausherr: Alle, die bisher meinten, junge Leute ließen sich mit Bühnenstücken nicht von den Displays ihrer Smartphones weglocken, wurden bereits bei der "Lichtblicke"-Eröffnung im Hubertussaal eines Besseren belehrt. Wie wichtig und wertvoll analoge Darstellungsformen und die analoge Vermittlung von Stimmungen und Gefühlen in einer zunehmend digitalisierten Welt sind, betonte denn auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly als Festival-Schirmherr.

Und auch Thomas Schwarzer vom Landesverband Bayern des Deutschen Bühnenvereins lobte das Engagement des Gostner Hoftheaters. Das Festival biete mit seinem vielfältigen Programm "eine Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken, andere Theaterformen zu erleben und junges Publikum an Ungewohntes heranzuführen". Theater stehe für eine offene, freie Gesellschaft, da leiste die kleine Gostenhofer Bühne einen wichtigen Beitrag. Für Theater-Chefin Gisela Hoffmann ist der Auftrag ohnehin klar: "Wir meinen, das es angesichts des schrecklichen Wahlergebnisses wieder darum geht, Haltung zu zeigen, klar und offensiv Stellung zu beziehen und sich für eine offene und demokratische Gesellschaft stark zu machen", sagte sie mit Blick auf die Bundestagswahl. Was aber nicht heißt, dass beim Festival nur Probleme gewälzt werden.

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Das gefeierte Eröffnungsstück "Herr Macbeth oder die Schule des Bösen" vom Vorstadttheater Basel liefert beides — sowohl Stoff zum Nachdenken als auch Spaß. Erfrischend frei nach Shakespeare bringen drei Schauspieler und eine Schauspielerin dessen bluttriefenden Moritaten-Krimi auf die Bühne. Eine havarierte Raumkapsel verbreitet einen Hauch von Endzeitstimmung, sie eignet sich bestens als Kulisse für Mord, Macht- und Ränkespiele. In fliegendem Wechsel und mit Gespür für Tempo schlüpfen die vier Akteure in die Rollen von Macbeth und seiner intriganten Gattin, werden zum todgeweihten König Duncan oder zu orakelnden Hexen.

Wer das Stück kennt, hat anfangs einen kleinen Vorteil. Doch bald verdichten die Schweizer ihre Geschichte zu einem nachvollziehbaren, wenn auch wilden Stil-Mix aus Mauerschau und inneren Monologen, Wortwitz, Singsang und vielstimmigem Sprachgewirr. Und wenn sie Originalverse mit ganz heutigen Superstar-Posen kombinieren, wird schnell klar, dass Shakespeare nicht von gestern ist.

ZDas Festival läuft bis 26. Oktober. www.lichtblicke-festival.com