Beringers Vermächtnis

7.6.2012, 00:00 Uhr

Es ist so etwas wie das musikalische Vermächtnis von Karl-Friedrich Beringer: Das jüngste Album mit dem Windsbacher Knabenchor, der derzeit gerade durch China tourt, zieht tatsächlich eine kleine musikalische Summe der Ära Beringer. Vier Bach-Kantaten, vom adventlichen „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (BWV 1) bis zum endzeitlichen „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140) mit hervorragenden Gesangssolisten und den agilen Deutschen Kammer-Virtuosen aus Berlin. Da geht einem wirklich das Herz auf: Von strahlendem Jubel bis innerlicher Seelenschau bietet diese CD den Bach-Kosmos unter dem Brennglas. Unbedingt empfehlenswert — auch für Landesbischöfe, die ein Präsent überreichen wollen. Es muss ja nicht beim Windsbacher Knabenchor sein (Sony classical).

Einen Steinwurf entfernt von Windsbach hat der „Amadeus-Chor“ sein Domizil: Der semiprofessionelle Projektchor probt in Neuendettelsau. Gerade heimste er den 1. Platz des CARA Awards der Gesellschaft für zeitgenössischen A-capella-Gesang ein — und zwar für seine Interpretation von Jan Sandströms „Det är en Ros utsprungen“. Und die findet sich auf dem neuesten Album „Unto us a cild is born“, die weihnachtliche Chorsätze von der Renaissance bis zur unmittelbaren Gegenwart bündelt. Chorleiter Nicol Matt hat ein Händchen für wunderbares Repertoire aus den Nischen: Er guckt nach Arfrika genauso wie nach Lateinamerika. Und hat mit seinem Chor ein herrlich flexiblen Mischklang erarbeitet, der einen suggestiv in das Kollektiv aufzusaugen scheint. Die stilistische Spannbreite ist ebenso erstaunlich wie de-

klamatorische Finesse (Ars Produktion).

Einen gewichtigen Nachhall zum Liszt-Jahr setzt der Erlanger Organist Wieland Hofmann. Der engagierte Kirchenmusiker hat sich der wohl schwersten Orgelwerke des Klaviermeisters angenommen, darunter das große Variationen-Opus „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ über ein Motiv von Bach und die fast halbstündige Fantasie über den Choral „Ad nos, ad salutarem undam“. Die nun fünfzig Jahre alte Walcker-Orgel der Erlanger Dreifaltigskeitskirche ist für diese Literatur hervorragend disponiert. Hofmann wird den fast pianistischen Ansprüchen und dem eminenten Atem der Stücke mit einer farbenreichen Registrierung und nuancierten Sicht gerecht (Bezugsquelle: www.bachverein-erlangen.de).

Mitten im Naturpark Altmühltal liegt Altmannstein. Dort lebt der Komponist Franz Hummel und der wiederum hat einen hochbegabten, 15-jährigen Stiefsohn namens Yojo Christen hat, der mit seinem Debütalbum gleich das neue Label „TYXart“ eröffnet. Christen ist ein „junger Wilder“ am Klavier, der sich natürlich Beethovens „Sturm“-Sonate vornimmt oder Mozarts „Türkischen Marsch“. Aber vor allem faszinieren seine Eigenkompositionen wie „Twitterung machine“ oder „Angels Wings“. Keine Frage: nach diesem Glanzstart wird man mehr von dem Jungen hören (TYXart).

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