"Borowski und das Glück der Anderen": "Tatort" im Check

3.3.2019, 21:45 Uhr

Was passiert? Borowski und Sahin werden zu einem Tatort in einem ruhigen Viertel Kiels beordert. In einem Eigenheim bietet sich den Ermittlern ein schreckliches Bild. Der mit sieben Schüssen durchlöcherte Körper von Hausbesitzer Thomas Dell liegt blutüberströmt im Ehebett. Dringend tatverdächtig: Ehefrau Victoria.

Was passiert dann? Da der Zuschauer weiß, dass nicht die Gattin, sondern Nachbarin Peggy Stresemann den Finger am Abzug hatte, konzentriert sich der Film nun darauf, das Leben der Kassiererin in Augenschein zu nehmen. Er beleuchtet die Umstände, die dazu führen, dass die Frau, die sich nicht wertgeschätzt fühlt, eine äußerst unüberlegte Handlung begeht.

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Die Geschichte hinter der Geschichte: Der Film kreist rund um die Themen Glück und Neid. Peggy Stresemann glaubt, für andere unsichtbar zu sein und ist der Meinung, sie habe immer nur Pech. Dieser „Tatort“ zeigt, was geschehen kann, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht, und permanent glaubt, das Gras auf der anderen Seite blühe grüner.

Schade ist, dass Borowski und seine neue Kollegin Sahin nicht wieder ein kleines Tänzchen aufführen, so wie sie das im vorangegangenen Fall getan haben.

Schön ist, dass Borowski und seine neue Kollegin Sahin scheinbar gut zueinander passen. Hier der alte Mann, der ruhig und niemals unüberlegt zu Werke geht. Dort die junge Frau, deren Geist von Spontaneität und raschen Entscheidungen geprägt ist. Beide Herangehensweisen bergen Vor- und Nachteile. Im Zusammenspiel ergibt das aber ein sehr schlagkräftiges Duett.

Mit diesem Song hätten wir irgendwie noch gerechnet: Tocotronic - Jackpot. Wer den Film sieht, weiß weshalb.

Zitat des Films: Häuser sind doch alle gleich, wie Männer.

Dialog des Films: "Sind Sie Junggeselle?", fragt Peggy Stresemann den Kommissar. "Mir fehlt zum Glück die Frau", antwortet Borowski und lässt damit Spielraum für Interpretationen.

 

Erkenntnis des Films: Frauen haben Männer gern, die nachts aufstehen, in die Küche gehen und den Brotkanten gerade schneiden.

Eine der Szenen des Films: Als Borowski und die Gerichtsmedizinerin den Mord an Dell nachstellen, offenbart sich dem Zuschauer ein köstlicher Moment voller Ironie und Skurrilität und den zwei Beteiligten am Ende ihrer Aktion eine ganz andere Sichtweise auf den Fall.

Den Spruch des Films liefert der Makler, der den Dells das Haus verkauft hat. Die Ehefrau beschreibt er in einer latent kabarettistische Züge annehmenden Tonlage als „Kaltfront von Person“, die einen Eiseshauch mit sich gebracht habe, da sei sogar ihm die Brille beschlagen.

Unser Fazit: Borowskis 33. Fall ist ein gemächlicher Krimi, der der Gewalt mit elegantem Humor begegnet. Typisch für einen "Tatort" von Sascha Arango ist die fehlende herkömmliche Tätersuche. Das schafft Platz für die genauere Betrachtung menschlicher Schicksale und gibt den Blick frei auf einen zufrieden wirkenden Kommissar, der es so ganz nebenbei vermag, der Kollegin bei der Wohnungssuche hilfreich zur Seite zu springen. Dafür gibt's 'ne glatte Drei.