Brüder ohne Grenzen

9.4.2019, 19:15 Uhr

NÜRNBERG – Sie könnten, so jung, blond und bestgelaunt, auch als Stewards auf einem "Traumschiff" anheuern. Oder, wie andere lebende Vorbilder aus den Niederlanden, die Bühne als dynamische Magier mit Sturmfrisur einnehmen: Es wäre ihnen sicher ein Leichtes, hustende Rentnerinnen im Publikum einfach in Luft aufzulösen oder mit dem riesigen Wandteppich (künstlerisch auch nicht mehr ganz frisch) durch die kleine Meistersingerhalle zu fliegen. Hui!

Aber die beiden famosen Jussens, Lucas (26) und Arthur (22), zaubern ja auch so – als aufstrebendes und bereits international geladenes Klavierduo, dem man nicht nur gerne zuhört, sondern auch zusieht. Wie sie sich ganz unaufgeregt an den beiden Flügeln gegenübersitzen und, Seeanemonen gleich, die beiden Köpfe unterschiedlich schwingen lassen – der eine wuschelig nach vorne, der andere aufrecht und streng nach hinten frisiert – und dabei den Kontakt kaum merklich halten: schon eine Schau.

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Aber eine, die ohne Show, ohne jede aufgesetzte Geste, auskommt: heiter und romantisch bei Mozarts D-Dur-Sonate für zwei Klaviere (KV 448) – man hört die weise Lehrerin Maria Joao Pires heraus –, dann sehnsüchtig versunken in Schuberts traurige Fantasie f-Moll. Die Höhepunkte, markant, ja messerscharf herausgearbeitet, sind freilich Ravels sich anarchisch hochtanzender "Valse" und Strawinskys "Sacre du Printemps". Bei dem man in der Pianoversion noch viel besser erkennt, wie modern diese Musik mit ihren nervösen, mörderisch hämmernden Rhythmen immer noch ist.

Als Konzert aber auch in den unheimlich ruhigen Stellen – ein Erlebnis!