Das neue Album von "Mia"

29.5.2015, 17:00 Uhr

Das Warten hat ein Ende. Tja, und wo ist er denn nun, der neue Missgriff von Mia, auf den alle gespannt waren? Im Video zur ersten Single „Lauffeuer“ versteckt? Fehlanzeige. Was ist mit der Covergestaltung des neuen Albums „Biste Mode“? Nichts zu holen. Vielleicht bietet eine Textzeile Potenzial für eine nächste Welle der Entrüstung. „Ich gründe einen neuen Staat/der alte hält grad Winterschlaf“, heißt es gleich im zweiten Song. Reicht das? Ist da eine Beleidigung von Bundesmutti Merkel herauszuhören? Oder ein Aufruf zum Umsturz? Eine Kritik der sozialen Kälte?

So richtig ist dann doch keiner der Tatbestände erfüllt. Das zitierte Stück trägt den Titel „United States of Ich und Du“ und verhandelt mehr die Zweisamkeit und die Formel des gemeinsamen Glücks. Frontfrau Mieze scheint mittlerweile ihre schrägen Geistesblitze und schrillen Gefühlsausbrüche im Griff zu haben und unterläuft damit die Erwartungshaltung. Sie ist aktuell nicht auf Ärger aus, diesen Eindruck vermittelt zumindest das sechste Album, das mit 15 Songs allerhand bietet, kurze und lange, laute und leise Wortmeldungen, nur keinen Anlass für Ärger. Ist das nun gut oder schlecht?

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Schon das Feld, des inhaltlich beackert wird, hält kaum Konfliktpotenzial bereit. Getextet wird in Deutsch, Englisch und Berlinerisch eben über das Verhältnis von Ich und Du in seinen vielfältigen Beziehungsgeflechten von Bekanntschaft, Freundschaft, Liebschaft bis Partnerschaft.

Chanson und Techno

Das reicht von „Zu mir kannste immer wieder kommen“ über „Ich meine es gut mit dir“ bis „Ich will’s konkret, ich will es echt/im Stehen oder waagerecht“. Für das erste, kumpelige Angebot liefert Chanson-Manier den musikalischen Rahmen, bei der letzten, expliziten Ansage ist es Techno. Hier die zart gezupften Saiten der Akustikgitarre und die sachte angeschlagenen Tasten des Klaviers, dort das stumpfe Hämmern des Beats: zwei Formen von Leidenschaft.

Texterin und Sängerin Mieze Katz hat sich in der ihr eigenen aufgekratzten Art dem Schwerpunktthema gewidmet und hastet in vielen Anläufen der Liebe nach. Mal ist die Liebe im Kommen, mal im Gehen, mal ist sie platonisch, mal körperlich. Mit Felix Räuber, einst bei Polarkreis 18 aktiv, begibt sich Mias Mieze sogar durch die Liebeshölle („Schick mich“).

Die Sprache ist an einigen Stellen etwas platt und plump geraten, die Musik auch. Für die Vertonung der mannigfachen Emotionen begeben sich Mia in den Club. Ihr bewährter Elektropop, der sich mit Elektropunk und Elektrorock mischt, gibt auch House oder Eurodance eine Chance. NDW ist sowieso mit drin. Fanfarige Synthies, Ideal-Gitarrenakkorde, Dub-Rhythmen, Mainstream-Pop-Melodien dürfen es neben- oder miteinander versuchen.

Einen Kommentar auf ihr ramponiertes Image kann sich die Sängerin der 1997 gegründeten Band nicht verkneifen: „Das Feuilleton zerreißt mich/weil ich ach Gott, was weiß ich“. Das Stück heißt „Berg und Tal“, es geht um das Auf und Ab in Leben, Liebe und Rest. Der Erfolg immerhin hält sich bei Mia längst auch ohne den Ärger. Dazu wird das brave Album „Biste Mode“ seinen Teil beitragen.

Aktuelle CD: Mia, „Biste Mode“ (We Love Music/Universal)