Der Kunstbunker beendet die Winterruhe

20.4.2009, 00:00 Uhr

«Unser großes Potenzial ist die Selbstausbeutung, aber mit sehr rentabler Rendite«, sagt Hans Peter Vollath, der sich seit Jahren im Kunstbunker engagiert. Die 16.000 Euro städtischer Zuschuss reichen nur für das Allernötigste. Ansonsten ist, wie der 1. Vorstand Patrick Ruckdeschel erklärt, eben viel privates Engagement nötig: «Um Transportkosten zu sparen müssen wir selbst mit dem Bus nach London oder sonst wohin fahren, um die Kunstwerke einzusammeln und nach Nürnberg zu bringen.«

Experimente wagen

Vor 15 Jahren wurde der Verein gegründet und bespielt seither Nürnbergs wohl außergewöhnlichsten und kühlsten Ausstellungsort tief unter der Erde. 75 Veranstaltungen wurden hier seit 1994 organisiert. «Dabei haben wir oft ein gutes Näschen bei der Künstlerauswahl gehabt«, betont Vollath und sagt nicht ohne Melancholie: «Außerhalb Nürnbergs sind wir eine sehr geachtete Institution.« Nicht die «übliche Galeriekunst oder Blockbuster« wollen die Macher hier zeigen, sondern Experimente wagen, interessante, aber noch nicht unbedingt etablierte Kunst internationaler Leute zeigen.

«Experiment« ist auch ein Lieblingswort von Georg Winter und unverzichtbares Element seiner Kunst. Der 46-Jährige, der nun im Saarland tätig ist, war von 2003 bis 2007 Professor an der Nürnberger Kunstakademie und hat hier die Klasse für Kunst und öffentlichen Raum geleitet. Für die Ausstellung mit dem skurrilen Titel «Dürrer« («Es sind schließlich magere Zeiten«, so Winter) hat er sich wieder einmal mit seinem Kollegen Stefan Burger (Jahrgang 1977) aus der Schweiz zusammengetan.

Eine Spielwiese für Erwachsene

Gemeinsam machen sie den kühlen Bunker zur schweißtreibenden Spielwiese für Erwachsene. Schließlich wollen sie die sonst in der Kunstbetrachtung übliche Erwartungshaltung und vor allem die Rollenverteilung zwischen Produzent und Publikum ironisch hinterfragen und spielerisch aufheben. Zum Beispiel mit einer Stuntanlage, die der Besucher auch bitteschön benutzen soll: Rauf auf ein Podest, Schwung nehmen und in das Polster aus Pappkartons und Schaumstoffmatten springen. «Es gibt keine Verletzten«, beruhigt Winter, der mit seiner Maßnahme gegen «die gähnende Langeweile unserer TV-Programme« schon andernorts Erfahrungen gesammelt hat - und sie deswegen auch fürs heimische Wohnzimmer empfiehlt.

Aber das ganze soll natürlich mehr sein als pure Bespaßung: «Skulpturale Versuchsansordnungen zur Erkundung von Wirklichkeit und Kunstproduktion« nennt Winter seine Arbeiten. Gefahr und Rettung sind dabei immer wiederkehrende Themen - passend zum Bunker, der mit dieser Ausstellung zum spannungsreichen Experimentierfeld wird.

Kunstbunker, Bauhof 9, bis 17. Mai, Mi.-Fr. 15-20, Sa./So. 11-17 Uhr. Info-Tel.: 2448494.