Der Künstlerschaft auf AEG droht der Abriss

30.11.2018, 11:45 Uhr

Mit neuen Veranstaltungsformaten wollen die Künstler Auf AEG auf ihre Situation aufmerksam machen. Am kommenden Wochenende bieten sie einen "Weihnachtsrundgang" an. © Foto: Roland Fengler

Rund 80 Maler, Bildhauer, Zeichner, Objektkünstler, Fotografen und andere Kreative arbeiten in den beiden Atelierhäusern Auf AEG Tür an Tür. Die Frage ist, wie lange noch. "Die Gerüchteküche brodelt, wir wissen, dass es hier irgendwann zu Ende geht", sagt Kim Wende, Kinderbuchautorin und eine der Mieterinnen in den Atelierhäusern.

Früher oder später, so viel steht fest, werden die beiden Gebäude abgerissen, neu bebaut und die Räume für die Künstler damit wegfallen. Und dann? "Werden 80 Künstler auf der Suche nach bezahlbaren Arbeitsräumen sein — und das bei den stetig steigenden Immobilienpreisen", sagt Adam Cmiel, der Meisterschüler an der Akademie in Karlsruhe war, bevor er vor vier Jahren nach Nürnberg gezogen ist.

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Kein festes Abrissdatum bekannt

Für den Projektentwickler MIB, der das Ex-AEG-Areal inzwischen fast vollständig vermietet hat, sind die Künstler trotz der trüben Aussichten voll des Lobes. "Wir haben einen guten Kontakt", sagt Cmiel. Und gute Konditionen: Für nur vier Euro pro Quadratmeter sind die Ateliers derzeit vermietet. "Bei solchen Preisen fallen meinen Kollegen in Berlin die Augen raus", sagt Cmiel. Bertram Schultze von der MIB kann über den Zeitpunkt, wann die beiden Atelierhäuser abgerissen werden, keine festen Aussagen treffen. Nur so viel sagt er: "Es wird nicht 2019 sein und wohl noch etwa zwei Jahre dauern."

Bei der von MIB organisierten publikumsträchtigen Veranstaltung "Offen Auf AEG", die bisher einmal im Jahr stattgefunden hat, waren die Künstler mit offen Ateliers dabei. Jetzt werden sie selber aktiv und nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand: Erstmals wird es am Wochenende einen "Weihnachtsrundgang Auf AEG" geben. "Wir müssen jede Chance nutzen, um Flagge zu zeigen und auf unserer Situation aufmerksam zu machen. Wir wollen nicht sang- und klanglos verschwinden", sagt Jürgen Rosmarion, Goldschmied und Fotograf, der seit drei Jahren Auf AEG arbeitet.

Ein Weihnachtsrundgang soll helfen 

Vor kurzem erst kam ihm ziemlich spontan die Idee zu dem Weihnachtsrundgang. Der soll mehr sein als eine Verkaufsaktion. Man hofft auf Öffentlichkeit und Unterstützung — auch von Seiten der Stadt. "Kunst braucht Konstanz, wenn sie funktionieren soll", betont Rosmarion und verweist darauf, dass die Künstler Auf AEG eine Kündigungsfrist von nur einem Monat haben. Und wie geht man mit dieser Unsicherheit um? "Man verdrängt sie. Künstler sind per se optimistisch", meint Rosmarion.

Er hat vor kurzem alle Kollegen mit seiner Idee vom Weihnachtsrundgang angeschrieben. 17 machen mit. Das heißt: Sie öffnen am kommenden Samstag und Sonntag ihre Ateliers und beteiligen sich am Rahmenprogramm, das unter anderem eine Schnitzeljagd durch die Räume vorsieht sowie ein spezielles Kinderprogramm mit Basteln und Lesungen für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren an, während die Eltern sich in aller Ruhe mit Kunst befassen können.

Weitere Events in Planung

Der Weihnachtsrundgang soll aber nur der Auftakt für weitere Events der Künstlerschaft Auf AEG sein. Und sie werden einen Verein gründen. "Es gab bereits drei Sitzungen", sagt Wende. Gemeinsam könne man einfach besser auftreten, mit einer Stimme gegenüber der Stadt und der MIB sprechen.

Und tue sich leichter beim Beantragen von Fördergeldern und beim Einwerben von Spenden. Gerade weil sich Nürnberg 2025 gerne mit dem Titel der Kulturhauptstadt Europas schmücken möchte, fordern die Künstler mehr Unterstützung bei der Suche nach bezahlbarem Arbeitsraum, am liebsten natürlich auf einem großen Areal, wo wieder eine Gemeinschaft entstehen kann. Rosmarion sagt: "Ich finde, die Stadt hat da eine Verpflichtung. Man kann es sich nicht so leicht machen und einfach sagen: Auf AEG rollen bald die Bagger an. . ."