"Edzerdla" geht in Burgbernheim weiter

11.6.2018, 12:58 Uhr

Herr Haberkamm, hat Sie die erfolgreiche Premiere des fränkischen Mundartfestivals zu einer Fortsetzung ermutigt?
Helmut Haberkamm: Auf jeden Fall, vor allem die Begeisterung der Künstler und Beteiligten, der Helfer und Besucher. Sehr viele Rückmeldungen bestätigten uns, dass die Menschen es genossen, die Mundart endlich einmal in dieser ansprechenden Form und Fülle in den Mittelpunkt gerückt zu sehen. Der Kapellenberg oberhalb von Burgbernheim erwies sich als der geeignete Ort für so eine Veranstaltung, idyllisch im Grünen und gut erreichbar, weitläufig und doch konzentriert.

Was macht die besondere Atmosphäre des Festivals aus?
Haberkamm: Zum einen wird sehr viel geboten, über 40 Auftritte auf zwei Bühnen an zwei Tagen, das ist schon ein Mammutprogramm mit enormer Vielfalt und Abwechslung. Es gibt viel Neues zu entdecken. Dazu ausgewählte regionale Angebote zum Essen und Trinken, Infostände zum fränkischen Dialekt und fränkische Bücher. Zum anderen aber läuft alles sehr entspannt ab, ohne Gedrängel, Anstehen und Abzocke. Musikanten ziehen herum und spielen unterwegs fränkische Lieder. Ein echtes Fest der Mundart – es gibt nichts Vergleichbares in ganz Franken.

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Hat der Erfolg Ihrer Meinung nach auch mit dem wieder erwachten Interesse an Heimat zu tun?
Haberkamm: Menschen sehnen sich nach Vertrautheit, Verlässlichkeit, Zugehörigkeit. Dazu gehört die eigene Muttersprache und Herkunft, was einen individuell prägt und ausmacht. Wichtig ist dabei, dass diese Heimat nicht andere ausgrenzt, sondern einlädt zum Mitgestalten und Verbessern. Dazu gehört auch, anzusprechen, was im Argen liegt, wo die Heimat beschädigt und verschandelt wird.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation der Mundart in Franken – ein Pflegefall?
Haberkamm: Kleine Sprachen haben es weltweit sehr schwer. Die Hälfte aller Sprachen auf der Erde werden in diesem Jahrhundert aussterben. Monokultur macht sich breit, Verflachung, weltweit und auf vielen Ebenen. Ein unermesslicher Kulturverlust! Dass das Fränkische weiter lebt und gedeiht, sich entwickelt und künstlerisch Neues hervorbringt, dafür lohnt es sich zu engagieren. Wann wenn nicht jetzt?

Neben alten Bekannten kommen auch etliche Geheimtipps nach Burgbernheim. Was sind Ihre Favoriten?
Haberkamm: Natürlich braucht ein Festival Zugpferde, die man kennt und schätzt: Regenauer, Tissot, Kellerkommando, Buck, Schamberger, Kusz, Krischker. Alle bringen aber etwas ganz Spezielles für das Festival mit, das ist uns wichtig. Und keine Wiederholung vom ersten Festival! Gespannt bin ich, fränkische Liedermacher live zu erleben: Wolfgang Mai, der seine neue CD vorstellt, oder Günter Ermann, beides gebürtige Erlanger. Und junge Musiker aus Treuchtlingen und Bamberg, die fränkisch rappen: Bambägga und ALC. Näher kennenlernen will ich den Schauspieler Heiner Bomhard, der mit seiner Kapelle zu seinen fränkischen Wurzeln zurückkehrt. Oder Eckhardt Studtrucker aus dem Steigerwald mit seiner Gruppe Barfers, das Duo Heiner & Död, Jo Jasper aus Nürnberg, Waldschrat aus Oberfranken. Die Auftritte der Bands versprechen auch einiges: Weidwingl aus Wendelstein, Der Schdief aus Nürnberg, die Travelling Playmates aus Fürth.

Was freut Sie beim Festival am meisten?
Haberkamm: Dass so viele Mundart-Akteure zum ersten Mal vor einem großen Publikum zeigen können, wie vielseitig man unseren Dialekt verwenden kann. Das motiviert und begeistert, dadurch entsteht Neues und Verbindendes. Ich freue mich auf das Lächeln in den Gesichtern beim Zuhören, die Dankbarkeit der Besucher. Zum Beispiel für den MundartGottesdienst am Sonntag um 10 Uhr. Und nicht zuletzt freue ich mich, dass alles von der Stadt Burgbernheim auf die Beine gestellt wird, mit über 100 ehrenamtlichen Helfern – ein einmaliger Kraftakt! Das Gegenteil von Kommerz und Banalität.

Informationen zu Bühnenprogramm, Karten, Lageplan und Anfahrt findet man auf der Homepage www.edzerdla.de