Ein Filmfestival mit politischer Brisanz

11.3.2011, 15:06 Uhr

Als „Leuchturm“ des interkulturellen Dialogs und bundesweit wichtigste Plattform für den gemeinsamen Auftritt deutscher und türkischer Filmemacher gilt man inzwischen sowieso. Dass das cineastische Programm diesmal deutlich – auf 49 Filme – abgespeckt wurde, dürfte die Aufmerksamkeit für die einzelnen Beiträge eher schärfen und mehr Zeit lassen für spannende Begegnungen. Wie wichtig die kulturpolitische Auseinandersetzung zwischen beiden Länder ist, thematisiert auch eine prominent besetzte Diskussionsrunde, die anlässlich von 50 Jahren türkischer Migration der Frage nachgeht, wie sich die deutsche Kulturszene durch die Einwanderer verändert hat.

Einer, der speziell in der deutschen Filmlandschaft nachhaltige Spuren hinterlassen hat, ist Fatih Akin. Seit seinem Berlinale-Sieg 2004 mit „Gegen die Wand“ gehört der 37-Jährige zu den international renommiertesten deutschen Filmemachern gehört. Festivalleiterin Ayten Akyildiz und Adil Kaya vom Hauptveranstalter Interforum bereiten dem prominenten Ehrengast eine große Bühne. Fatih Akin wird nicht nur bei der Festivaleröffnung für seine Filmkunst und seine Verdienste als kultureller Brückenbauer geehrt. Ihm ist auch der ganze folgende Abend gewidmet, an dem er Klassiker von Elia Kazan und Martin Scorsese als seine „persönlichen Filmperlen“ vorstellen wird. Zudem gibt es eine kleine Akin-Retrospektive.

Spannende Geschichten und hohes künstlerisches Niveau versprechen auch die insgesamt acht Wettbewerbsfilme – darunter mit „Kagit“ (Das Papier) und „72. Kogus“ (Zelle 72) zwei internationale Premieren sowie der diesjährige Max-Ophüls-Preisträger „Der Albaner“ und Seyfi Teomans hinreißend schöner Freundschaftsfilm „Unsere große Verzweiflung“, der auf der Berlinale im Wettbewerb lief.

Stark politisch engagiert sind die Beiträge in der Reihe „Filmlandschaften“. Mit Serif Görens 1979 gedrehtem Film „Deutschland, bittere Heimat“ wird auch ein Blick zurück auf die frühen Jahre der türkischen Migration geworfen. Vom kurzen Sommer der Hoffnung im Iran 2009 erzählt die aufrüttelnde Dokumentation „The Green Wave“ von Ali Samadi Ahadi. Begleitend dazu gibt es eine Podiumsdiskussion über die aktuellen Umbrüche in den islamischen Ländern und ihre möglichen Auswirkungen auf Europa.

Mehr denn je nimmt das Festival so Anteil an den globalen politischen Ereignissen. Zur Entspanung wird täglich ab 22 Uhr in die Festival-Lounge des Künstlerhauses geladen, wo mit Live-Konzerten ein eigenes, kleines Weltmusik-Fest über die Bühne geht. Weniger sorgenvoll als sonst blicken die Organisatoren auf die finanzielle Lage. Rund 200000 Euro sind eine stabile Basis. Die Robert-Bosch-Stiftung, neben der Stadt Nürnberg der wichtigste Förderer, ist bis 2013 weiter mit im Boot. Viel Lob spendet Adil Kaya der Stadt auch für ihre infrastrukturelle Unterstützung.

Schöne Geste an das Publikum: Die Eröffnungsfeier findet erstmals nicht nur vor geladenen Gäste statt. Gut 250 Plätze wurden für „normale“ Besucher reserviert – die Karten sind allerdings so gut wie ausverkauft.

Hauptspielort des bis 27. März laufenden Festivals ist das Nürnberger Künstlerhaus; Karten-Tel.: 0911/2314000; www.fftd.net