Es rührt sich was in Sachen Literatur

24.1.2019, 14:38 Uhr

Nicht, dass nichts los wäre in Sachen Literatur: Lesungen von bekannten oder weniger bekannten Autoren gibt es wöchentlich in Buchhandlungen, im Literaturhaus, im Z-Bau, der Stadtbibliothek, den Kulturläden. Dazu kommen Reihen mit Diskussionen über Bücher, etwa das "Blätterrauschen", bei dem sich Buchhändler jeweils einen oder zwei Gäste einladen und angeregt über Neuerscheinungen diskutieren, oder "Wortwärts", das kleine Lesefest im Kulturzentrum Nord.

Dass dies alles nicht koordiniert wird, dass Nürnberg als Literaturstadt den Nachbarn Erlangen (Poetenfest) und auch Fürth (Festival "Lesen!") hinterherhinkt, will man so nicht mehr akzeptieren. Also hat man nach einem ersten Vernetzungstreffen nun zum Runden Tisch Literatur eingeladen, der die Befindlichkeiten und Bedürfnisse klären sollte.

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Es kamen viele aus ganz verschiedenen Ecken, auch einige Autoren, auf Einladung von Elisabeth Sträter, der Leiterin der Stadtbibliothek. Kulturreferentin Julia Lehner gestand ein, dass das Problem schon bei ihrem Amtsantritt vor 16 Jahren erkannt, aber zwischenzeitlich nicht viel passiert sei. "Wir wollen kein weiteres Poetenfest etablieren, aber die Literatur und ihre Fürsprecher müssen sichtbarer werden in der Stadt", meint Lehner.

Dafür soll eine Koordinatorenstelle am Bildungscampus ausgeschrieben werden und bis Sommer besetzt sein. Offenbar ist sie dringend nötig. Denn dass es kein Poetenfest, aber zwei fix geplante Festivals rund um Text, Sprache und Literatur schon im Sommer geben soll, wussten von den Anwesenden jeweils nur Eingeweihte.

Das Bewerbungsbüro für die Kulturhauptstadt 2025 plant ein Festival am 6. Juli 2019, bei dem namhafte Autoren eingeladen werden sollen, Menschen aus Nürnberg eine Stimme zu geben. Nicht nur den Ur-Franken, sondern auch den hier lebenden Migranten. Der Blick von außen auf Nürnberg und seine Bewohner soll dabei genauso zum Tragen kommen wie die Innenperspektive. "Wir wollen die Vielfalt der Sprachen hier zum Ausdruck bringen", sagt Bewerbungsbüro-Leiter Hans-Joachim Wagner.

Verwunderung über Pläne

Angedacht ist, den Lyriker Albert Ostermaier und die Nürnberger Dramaturgin Maren Zimmermann mit ins Boot zu holen. Einige anwesende Literaten aus Nürnberg waren von der Perspektive wenig begeistert. Leonhard F. Seidl, seit kurzem auch Vorsitzender des Verbands der Schriftsteller (VS) in Mittelfranken, erklärte nach der überraschenden Vorstellung des Projekts: ",Vernetzung von der Graswurzel auf‘, wie es sich Frau Lehner zu Beginn des Runden Tisches wünschte, funktioniert nicht, wenn diese mit Füßen getreten wird."

Dass es mit der Vernetzung tatsächlich noch nicht weit her ist und man schlicht nicht miteinander redet, zeigten die Reaktionen auf die beiden Vorhaben. "Das hat mich und andere etwas überrumpelt", sagt Margit Mohr vom Kulturzentrum Nord. "Da gibt es schon Unmut bei anderen Veranstaltern und man fragt sich, was genau die Aufgabe des Bewerbungsbüros ist. Es sollte doch die Idee der Kulturhauptstadt vorantreiben, aber die örtlichen Veranstalter mit ins Boot holen."

Man wolle die lokalen Veranstalter durchaus mit einbeziehen, beschwichtigt Wagner im Nachhinein. Aber weder die Kulturläden noch der Bildungscampus waren bislang über die Pläne informiert. Wagner betont aber, dass die Idee des Bewerbungsbüros auf Partizipation gerichtet ist. Das kleine Festival werde durchaus auch dezentral stattfinden; so wie im Performance- und Theaterbereich die Nürnberger Tafelhalle mit dem Team von Rimini-Protokoll als überregionaler Ansprechpartner agieren soll, so wolle sein Team das auch im Bereich Text und Sprache machen. Das Projekt sei noch ein "zartes Pflänzchen" und müsse erst noch konkretisiert werden.

Auch Grazyna Wanat vom Bildungszentrum nutzte die Gelegenheit, um noch ein zweites Festival anzukündigen: Vom 31. Mai bis zum 2. Juni sollen die "Texttage Nürnberg" stattfinden. Mit Workshops, bei denen Hobby-Autoren sich Tipps bei Profi-Schriftstellern holen können. Dazu gibt es Lesungen und einen "Textualienmarkt" auf dem Gewerbemuseumsplatz, bei dem jede(r) seine Gedanken, Ideen, gerne auch in Form von "Manifesten und Appellen", einreichen kann — www.texttage.nuernberg.de

Der Runde Tisch soll im Sommer auf jeden Fall wiederholt werden.