Gibt es weibliche Kunst?

26.7.2017, 19:14 Uhr

Frau Hederer, ist denn eine rein weibliche Kunst-Organisation wie Gedok heute noch zeitgemäß?

Gerda Karina Hederer: Ich denke schon, dass sie ihre Berechtigung auch heute noch hat. Frauen sind in der Kunst immer noch unterrepräsentiert. Sowohl in Ausstellungen als auch bei den Verkäufen. Auch bei den Preisen merkt man es. Hochkarätige Künstlerinnen bekommen für qualitativ gleichwertige Werke wesentlich weniger als Männer. Deshalb hat Gedok bundesweit eine wichtige Funktion. Wir sind ja nicht nur mit Ausstellungen aktiv, sondern vergeben auch von Sponsoren ausgelobte Preise, etwa den Gabriele-Münter-Preis des Bundesfamilienministeriums für Künstlerinnen über 40. Zudem haben wir Delegierte in entsprechenden Gremien — in der Stiftung Kulturfonds z.B., die zeitgenössische Kunst fördert, oder im Deutschen Frauenrat, der sich für Gleichstellung in Politik und Gesellschaft engagiert. Künstlerinnen wollen auch politisch wahrgenommen werden.

Werbung
Werbung

 

Sind Sie für die Quote in der Kunst?

Hederer:Entschieden nein! Was zählt, ist die Qualität.

 

Woran meinen Sie liegt es, dass Männer in der Kunst präsenter sind?

Hederer: Bevor auch Frauen in Museen und Galerien Leitungspositionen übernommen haben, waren es stets Männer, die entschieden haben, was ausgestellt, gekauft und verkauft wurde. Vom Ergebnis her wirkt es so als hätten sie hauptsächlich Werke von Künstlern den Vorzug gegeben. Da braucht es ein Gegengewicht.

 

Und das schafft Gedok. . .?

Hederer:Ja, in der Gruppe haben die Frauen bessere Chancen, ihre Kunst vorzustellen, als Künstlerinnen Fuß zu fassen oder ihren Bekanntheitsradius zu erweitern. Etwa wenn nicht genug Werke für eine Einzelausstellung vorhanden sind.

Gibt es denn überhaupt explizit männliche beziehungsweise weibliche Kunst?

Hederer:Das würde ich verneinen! Wenn beispielsweise ein Mann und eine Frau jeweils eine Architekturzeichnung anfertigen würden, bezweifle ich, dass es da einen großen spezifischen Unterschied gäbe. Es ist dann doch vielmehr eine Frage des Themas.

. . . das Thema für die nächste Gedok-Schau im Stadtmuseum Schwabach heißt "Evas Töchter". Das hört sich jetzt aber sehr nach Klischee an. . .

Hederer:Und genau das ist die Herausforderung. Es gilt, das Klischee zu brechen.

 

Wer Mitglied bei Gedok werden will, muss sich bewerben und einem Aufnahmeverfahren stellen. Wie läuft das ab?

Hederer: Ein Team aus Gedok-Frauen nimmt gemeinsam mit einer externen Künstlerin die über einen längeren Zeitraum entstandenen Arbeiten der Bewerberinnen in Augenschein. Wir machen uns ein Bild von der Qualität der Werke und der künstlerischen Entwicklung der Künstlerin. Dabei kommt es nicht auf die Ausbildung an, sondern auf die Qualität der Arbeit. Auch die Ausstellungen werden bei uns juriert. Gedok hat einen guten Ruf, den muss man halten — und verbessern.

 

Welche Künstlerinnen finden sich bei Gedok Franken zusammen?

Hederer:Unsere Mitglieder gehören eher zur älteren Generation. Es sind oft Frauen, die nach der Kinderpause bei uns einen künstlerischen Neustart machen, bei denen sich kreatives Potenzial angestaut hat. Sie sehen sich eventuell durch die Gruppe unterstützt.

 

Jüngere Künstlerinnen bewerben sich nicht?

Hederer: Junge Frauen kommen eher selten zu uns. Unser jüngstes Mitglied ist 35. Die jungen Künstlerinnen sind selbstbewusster, sie machen ihr eigenes Ding. Wir sind allerdings auch noch nicht von uns aus aktiv geworden und auf sie zugegangen. Denn bisher war es immer so, dass sich Interessierte beworben haben.

 

Im Verein werden nicht nur bildende und angewandte Kunst gepflegt, sondern auch Literatur und Musik. Wie sieht es in diesen Sparten aus?

Hederer: Ja, wir möchten alle Kunstsparten unter einem Dach haben. Die Fachgruppen Literatur und besonders Musik müssen tatsächlich noch ausgebaut werden. Da würden wir uns über weitere Mitglieder sehr freuen.