"Glück ist was für Weicheier": Ein Kampf an allen Fronten

7.2.2019, 09:59 Uhr

Versunken sitzt die 12-jährige Jessica (Ella Frey) abseits ihrer Mitschüler und richtet ihre Socken. Immer und immer wieder. Sie hat das Gefühl für die unheilbare Lungenkrankheit ihrer großen Schwester Sabrina (Emilia Bernsdorf) verantwortlich zu sein und das treibt sie immer wieder zu diesen Zwangshandlungen.

Der Vater (Martin Wuttke) ist keine große Hilfe: Seit seine Frau vor elf Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, kreisen seine Gedanken nur noch um den Tod. Deshalb engagiert sich der Bademeister als ehrenamtlicher Sterbebegleiter im Krankenhaus - wo er sich als ähnlich inkompetent erweist, wie zu Hause. Da herrschen seltsame Regeln: Das Internet ist böse - Zombievideos und esoterische Bücher sind aber okay.

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Suche nach einem Lover

Letztere bringen die Mädchen auf eine ungewöhnliche Idee: Ein magisches Ritual, dass besagt, dass eine Krankheit durch Sex von einer Person auf die andere übertragen werden kann. Um ihre Schwester zu retten, sucht Jessica nun einen Liebespartner für Sabrina.

Heiderzacken: Zwangsstörungen, Sterbebegleitung, Okkultismus, Mediale Gewalt, Mobbing, Geschlechter-Identität, erste Liebe und Sexualität... Die Liste der Themen an denen sich "Glück ist was für Weicheier", abarbeitet, scheint ebenso endlos wie die 94 Minuten Laufzeit. Dabei hätte das eigentlich klappen können: Das Schauspieler-Ensemble ist toll, die Musik von Vivan und Ketan Bhatti sogar großartig. Und wenn die Kamera gerade mal nicht alles in gewollter Unschärfe absinken lässt, sieht der Film sogar gut aus.

Ratsamer wäre es gewesen, hätte Regisseurin Anca Miruna Lazarescu, die 2016 mit ihrem Spielfilmdebüt "Die Reise mit Vater" bekannt wurde, die Hälfte der Probleme rausgeschmissen und sich für eine reine Komödie entschieden. Oder noch besser: Für einen Film, der seine Personen (auch die Nebenfiguren!) wirklich ernst nimmt und nicht zu wandelnden Klischees reduziert. So bleibt es eine vertane Chance. (D/95 Min.)