Helikopter gelandet

4.5.2016, 12:35 Uhr

29 Frauen und Männer unterschiedlicher Nationalität hat die renommierte Münchner Fotografin Herlinde Koelbl in der Pose des Kinderspiels „Stille Post“ abgelichtet. Hufeisenförmig an der Empore der Gumbertuskirche sind ihre Schwarzweiß-Doppelporträts angeordnet. „HeimWeh“ könnte das Wort heißen, das da von Ohr zu Ohr wandert.

„Über das Hören und das Verstehen“ hat Koelbl ihren Bilderreigen benannt. Dass das Übertragen von Botschaften mitunter Verzerrungen erleidet, weiß jeder, der bei diesem Kinderspiel einmal mitgemacht hat. Verständigung, Austausch, Brücken bauen, das ist die Ambition der Projektgruppe „ANspruch“, geleitet von Pfarrer Dieter Kuhn. Bereits vor zwei Jahren begannen die Planungen für diese Reihe, die von nun an alle zwei Jahre stattfinden soll.

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Unter dem Titel „HeimWeh – zwischen Sehnsucht und Realität“ gibt es bis 19. Juni insgesamt 42 Veranstaltungen. Neben der Gumbertuskirche soll der Hof des Markgrafenmuseums als wichtige Begegnungsstätte dienen. Mitten in dieses „Camp“ hinein hat der Kieler Künstler Tobias Regensburger einen maßstabgerechten Helikopter platziert. Der nur scheinbar flugtaugliche Hubschrauber mit integrierter Gartenlaube steht für ein höchst widersprüchliches Bild: Freiheitsstreben und Erdgebundenheit.

Dies bezieht sich unmittelbar auf den Begriff „Heimweh“, der ebenfalls die Doppeldeutigkeit von „Heimat“ ausdrückt: Identität und Eingrenzung. Die Thematik, die durch die derzeitige Flüchtlingssituation verstärkte Brisanz erhalten hat, sehen die Initiatoren des Projekts jedoch als dauerhaft aktuell an. Allerdings auch als etwas Wandelbares. „Heimat ist heute, im Zuge der Globalisierung, nicht unbedingt mehr als Ort zu definieren, sondern bezieht sich vielmehr auf eine geistige, inhaltliche, kulturelle Verwurzelung“, sagt Kurator Christian Schoen.

Deshalb stehen Kunst und Kultur bei dem Projekt im Zentrum, wobei die Veranstaltungen höchst vielfältig sind. Die Theatergruppe „Kopfüber“ etwa führt in der Gumbertuskirche das interaktive Stück „Heimweh“ für Jugendliche und Erwachsene auf. Dort gibt es auch einen Poetry Slam und spezielle Themengottesdienste.

In der zentralen Anlaufstelle, dem „Camp“, wird ein Weltcafé eingerichtet, bei dem Menschen aus verschiedenen Ländern von ihren Erfahrungen berichten. Dort kann man sich auch regelmäßig zum Picknick treffen. Einen Kreativ-Workshop für Jung und Alt veranstaltet Kerstin Himmler-Blöhß von der jungen Kunstschule Ansbach. Ein besonderes Ereignis dürfte das Benefiz-Fußballspiel mit echter Kicker-Prominenz werden. Der Erlös soll dem Ansbacher Frauenhaus zu Gute kommen. „Wir wollen eine in alle Richtungen offene Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema“, betonten die Veranstalter.