Kunst zum Thema Flüchtlinge

2.1.2017, 16:22 Uhr

In den nicht beheizbaren Ausstellungsräumen herrscht winterliche Kühle, die der junge Künstler und Galerist Gabriel von Bethlen durch den Einsatz missionarischen Feuer-Eifers vergessen zu machen versucht. Für Bethlen ist es seine vornehmste Aufgabe als Kunstschaffender, „ein guter Mensch zu sein und zur Heilung der Gesellschaft” beizutragen. Deshalb wird in der von ihm initiierten Gruppenschau vor allem das humanitäre Problem „Flüchtlinge” thematisiert. Der Kurator selbst beteiligt sich mit einem Videofilm über Asylsuchende auf der deutschen Autobahn sowie mit einem Wand-Kreuz, das aus Bruchstücken eines vor der Küste Italiens gestrandeten Flüchtlingsbootes besteht.

Porträts von Rechtsradikalen

Nicht ganz so moralisierend haben sich andere Künstler mit dem Flüchtlingsthema beschäftigt. So veranschaulicht der „Gebetsteppich“ von Elisabeth Thallauer das westlich gewendete Weltbild emigrierter Muslime, deren heilige Stätten nicht mehr Mekka, Medina oder Jerusalem heißen, sondern München, Köln und Hamburg. Die Beiträge der Ausstellungsteilnehmer aus Sachsen beleuchten hauptsächlich die neonazistischen Reaktionen, welche die Zuwanderung in Deutschland ausgelöst hat.

Werbung
Werbung

Die Angst vor dem Fremden veranschaulicht eine Installation von Melanie Börner, die den Betrachter an einem nächtlichen Irren durch einen exotischen Wald teilhaben lässt. Ebenfalls beeindruckend sind die Kunstharz-Porträts zweier jugendlicher Rechtsradikaler, eine Arbeit des Dresdeners Simon Mann.

Aus Nürnberger Sicht wird die Sache etwas differenzierter behandelt. Schließlich hegen heute nicht nur Menschen aus Krisenregionen allerlei Fluchtgedanken, sondern ebenso die Bewohner der vergleichsweise reichen und friedlichen Länder des Westens. Alltäglich praktiziert werden dort Fluchten in Konsum, Unterhaltung und andere Betäubungen. All dies symbolisiert eine illusionistische Animation des Schmuck-Designers Jürgen Rosmarion. Vom intellektuellen „Ausweichen“ in eine vermeintlich bessere Vergangenheit erzählen die Malereien von Kai Klahre. Und die „Astronauten“-Figuren von Ottmar Hörl illustrieren den Wunsch, unsere Erde ganz und gar zu verlassen.

Dresdener Str. 4: „Flüchtlinge”. Bis 14. Januar, geöffnet am 30. Dezember sowie am 3. und 4., 7. und 8., 13. und 14. Januar jeweils von 13 bis 16 Uhr.