"Lassie": Abenteuer auf vier Pfoten

20.2.2020, 14:00 Uhr

Da rennt sie wieder. Schnell wie der Wind. Mit gepflegtem, wehendem Haar. Über grüne Wiesen und durch goldgelbe Kornfelder: Lassie. Die treue Collie-Hündin ist ja nicht nur ihrem jungen Besitzer eng verbunden, sondern vor allem auch dem Film- und Fernsehgeschäft. Bereits drei Jahre nach dem Erscheinen von Eric Knights Erfolgsroman war die gewiefte Hündin 1943 mit der zehnjährigen Liz Taylor zum ersten Mal im Kino zu sehen und brachte es auf sechs weitere Sequels. Danach wurde die Baby-Boomer-Generation von 1954 bis 1973 mit einer ausufernden Lassie-Serie bespaßt, die ihr Revier tapfer gegen Konkurrenten wie "Flipper" und "Skippy, das Buschkänguru" verteidigte. 1960 bekam der populäre Vierbeiner einen Stern auf dem "Hollywood Walk of Fame".

Nun ist der unverwüstliche Collie wieder da. Und zwar in einer deutschen Version. Regisseur Hanno Olderdissen hat die Angelegenheit vorsichtig den deutschen Gegenwartsverhältnissen angepasst. Die amerikanische TV-Serie, in der die Mutter mit gestärkter Kittelschürze ihrem sommerblonden Sohn zum Frühstück immer ein Glas Milch auf den Tisch stellte, war ja schon ein wenig spießig.

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Hier hat Olderdissen gründlich aktualisiert: Die Eltern sind nun beide berufstätig, kümmern sich gleichberechtigt liebevoll um Sohnemann Florian (Niko Marischka), und die hochschwangere Mutter (Anna Maria Mühe) stellt sich beim Regale aufbauen deutlich geschickter an als der Vater (Sebastian Bezzel). Letzterer ist gerade arbeitslos geworden, weil die Glasbläserhütte des Grafen von Sprengel (Matthias Habich) bankrott gegangen ist.

Florians Eltern haben ihr Haus verloren und eine kleinere Mietwohnung bezogen. Aber die garstige Vermieterin will keine Hunde im Haus, und so kommt die geliebte Lassie beim Ex-Chef in Pflege. Abwicklungsgeschäfte führen dazu, dass Graf, Hündin und entzückende Enkelin (Bella Bading) aus der süddeutschen Kleinstadt an die Nordseeküste reisen müssen, wo die treue Lassie vor Sehnsucht nach Herrchen und Heimat vergeht und schließlich ausbüchst. Auf eigenen Pfoten macht sie sich mit erstaunlichen Navigationsfähigkeiten auf den abenteuerlichen Heimweg quer durch Deutschland, vorbei an all den schönen Futterkrippen der föderalen Filmförderung.

Olderdissen ("Rock My Heart", "Wendy 2") lässt trotz aller Modernisierungen den kitschigen Kern der Geschichte unangetastet. Das emotionale Auf und Ab wird hier gründlich ausgekostet. Ein Hochglanz-Kinderfilm, der mit einem omnipräsenten Musik-Score das junge Publikum fest bei der Hand nimmt, aber durch seine professionelle Machart und solide schauspielerische Leistungen durchaus überzeugen kann.

Geradezu schwelgerisch sind die Landschaftsaufnahmen von saftigen Wiesen, malerischen Bergschluchten und weiten Getreideflächen, durch die sich die Langhaarcollie-Hündin äußerst dekorativ bewegt. "Lassie" ist großes, konventionelles, deutsches Familienkino, das ja vielleicht nicht nur minderjährigen Hundebesitzern zu Herzen gehen wird. (106 Min.)