Mein lieber Herr Gesangverein!

4.5.2018, 11:10 Uhr

Einen roten Faden suchte man vergeblich im Festivalprogramm, das eher auf bekannte Namen zwischen Pop, Jazz und Weltmusik setzt. Ladysmith Black Mambazo ist in der Popwelt seit dem Album "Graceland" ein Begriff, das Paul Simon 1985 mit südafrikanischen Musikern produzierte. Seitdem kennt man den unvergleichlichen Sound der A-cappella-Formation, die jeden deutschen Männergesangverein vor Neid erblassen lässt.

Inzwischen hat sich die Besetzung des 1964 von Joseph Shabalala im Township Ladysmith gegründeten Chors zwar verändert, nicht aber das Konzept. Immerhin sind jetzt vier von Shabalalas Söhnen mit von der Partie. Längst gelten die Grammy-Preisträger zu den bekanntesten musikalischen Botschaftern des demokratischen Südafrika. Ihre Botschaft heißt Liebe und Respekt. Leider immer noch brandaktuell in einem Land, dessen Alltag von Gewalt und Hass geprägt ist.

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Die Kirche St. Nikolaus bildete den stimmungsvollen Rahmen zum Konzert der neun Sänger von Ladysmith Black Mambazo, die höchste Virtuosität mit Spielfreude, clownesken Tanzeinlagen und launigen Ansagen verbinden. Auf der Grundlage traditioneller Zulu-Gesänge beweist der Chor eine musikalische Meisterschaft, die ihresgleichen sucht. Die Lieder sind nach dem Prinzip von Call and Response aufgebaut, dem Vorsänger antworten die restlichen Sänger mit ihren kraftvollen Stimmen.

Egal ob es sich um Kirchen- oder Kinderlieder, um traditionelle Gesänge oder Songs zur Lage in Südafrika handelt, immer ist der Chor mit ansteckender Leidenschaft und Begeisterung bei der Sache. Die Sänger stehen kaum eine Minute still, unterstreichen mit Tanzschritten, Sprüngen und rhythmischen Handbewegungen ihre Songs.

Darunter sind mit "Diamonds on the Soles of her Shoes" und "Homeless" zwei der bekanntesten Beispiele vom "Graceland"-Album. Ein programmatisches Lied, das Ladysmith Black Mambazo dem vor 100 Jahren geborenen Freiheitskämpfer und Präsidenten Nelson Mandela widmet, heißt "Long Way to Freedom". Politisches Engagement und musikalischer Wohlklang, Tradition und Moderne, Ernsthaftigkeit und spielerische Leichtigkeit sind hier keine Widersprüche.