Michael Ballhaus wird 80

5.8.2015, 12:10 Uhr

Wer Michael Ballhaus im vergangenen Jahr beim Poetenfest im Erlanger Markgrafentheater erlebt hat, wo er seine Autobiografie „Bilder im Kopf“ vorstellte, wurde auch Zeuge eines sehr bewegenden Moments. Dem Mann, der zuvor gut gelaunt und ganz uneitel Auskunft über seine ereignisreiche Karriere gegeben hatte, stockte kurz die Stimme, als er auf seine durch den Grünen Star schwindende Sehkraft angesprochen wurde. Man konnte ahnen, wie viel es ihn kostet, sich mit dem langsamen Verlust des Augenlichts zu arrangieren. Filme wird er nicht mehr drehen könne.

Doch Ballhaus hat längst Filmgeschichte geschrieben. Allein mit Rainer Werner Fassbinder drehte er — bis es zum Bruch zwischen den beiden kam — fünfzehn Streifen, darunter so eindrucksvolle wie „Die Ehe der Maria Braun“ oder „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. Er prägte den deutschen Film — und wurde mit seinem „Ballhaus-Schwenk“, den er für Fassbinders Drama „Martha“ erfand, berühmt.

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Eine unvergessene Szene gelang ihm mit diesem Kniff in „Die fabelhaften Baker Boys“ von 1989. Da räkelt sich die schöne Michelle Pfeiffer im roten Kleid auf einem glänzenden Flügel — und die Kamera fährt in einer einzigen Bewegung langsam um sie herum. . . Für den Film bekam Michael Ballhaus eine seiner drei Oscar-Nominierungen.

Zu dieser Zeit arbeitete er bereits in den USA. Insgesamt 25 Jahre lang hat der Meister an der Kamera in Hollywood mit großen US-Regisseuren wie Francis Ford Coppola („Bram Stoker’s Dracula“), Robert Redford, Wolfgang Petersen und Robert De Niro zusammengearbeitet. Sein Lieblingspartner aber war Star-Regisseur Martin Scorsese, „ein besessener Filmemacher“ wie Fassbinder, mit dem Ballhaus sechs Filme drehte, darunter „Die letzte Versuchung Christi“, „Good Fellas“, „Gangs of New York“ und zuletzt „Departed“ mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson. Gemeinsam fanden die beiden eine dichte, bezwingende Bildsprache aus Licht, Raum und Bewegung.

Mit Leidenschaft

Die Arbeit als Kameramann war die Leidenschaft des unter anderem im oberfränkischen Coburg aufgewachsenen Filmers, der sein Handwerk einst beim Südwestfunk gelernt hatte: „Der Beruf war mein Traumberuf“, sagte er einmal. „Dass ich dafür auch noch Geld bekam, fand ich manchmal erstaunlich.“ Eine treue Begleiterin und Mitarbeiterin über Jahrzehnte war seine erste Frau Helga, auf die er in der Rückschau auf sein Leben immer wieder verweist. Als sie nach fast 50 Jahren Ehe 2006 unerwartet an Krebs starb, kehrte Ballhaus nach Berlin zurück. In Deutschland lag dem Mann, der heute mit der Regisseurin Sherry Hormann verheiratet ist, viel daran, seine Kunst an den Nachwuchs weiterzugeben und junge Kameraleute zu fördern.