Nach Shelley und vor Kahchun Wong

9.4.2017, 19:15 Uhr

Hemmer setzt schon mit dem Eröffnungskonzert im September ein Ausrufezeichen. Der mittlerweile 93-jährige Pianist Menahem Pressler, Gründer des legendären Beaux Art Trios, will unter Ari Rasilainen das erste Klavierkonzert von Beethoven interpretieren — was auch in Weißenburg zu hören sein wird. Gleichzeitig soll eine Uraufführung zum Reformationsjahr aus der Taufe gehoben werden. Der junge schwedische Komponist Henrik Ajay schrieb im Auftrag der Symphoniker ". . . wer hat das in den Sternen gesehen?"

Ein langjähriger Weggefährte von Menahem Pressler wird übrigens beim endgültigen Ausstand von Alexander Shelley erwartet: Geiger Daniel Hope ist dabei, wenn sein Landsmann am 5. August beim Klassik Open-Air Nürnberg (vorerst) Adé sagt. Der Intendant deutete an, dass spätere Gastspiele Shelleys durchaus im Gespräch seien.

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Bei der Programmpräsentation benutzte Lucius Hemmer das Wort "toll" zwar etwas inflationär, aber mit Klassik-Größen wie ARD-Gewinner Simone Rubino (Schlagzeug), Daniel Ottensamer (Klarinette), Pianistin Evgenia Rubinova, den Dirigenten Sergey Neller und Ariane Matiakh oder Geiger Memanja Radulovic geht tatsächlich eine junge Garde an den Start, die zu den prägenden Figuren der nächsten Jahre gehören wird.

Wirtschaftlich bewegen sich die Symphoniker seit Jahrzehnten immer wenige Zentimeter vor dem Abgrund. Aber nach wie vor kann sich die leicht gesunkene Eigeneinspielquote von 26 Prozent sehen lassen. 1,6 Millionen Euro des 6,2 Millionen-Budgets erwirtschaftet das Orchester selbst. Den Rest steuern Freistaat, Stadt und Bezirk bei.

Finanzchefin Artemis Willms zeigt sich gerade auch über den Publikumszuspruch zufrieden. "Dank der Einführung des Flexi-Abos konnte die Lücke zwischen Schnupper-Abo und dem klassischen Voll-Abo überbrückt werden." Knapp 3600 Stammhörer unterstützen die Symphoniker.

China-Tournee geplant

Die sind ziemlich fleißig und kommen auf fast 120 Auftritte im Jahr, was wiederum zwischen 320 und 330 Dienste bedeutet. Mit dieser Auslastung ist sicher das Ende der Fahnenstange erreicht. Noch nicht endgültig in trockenen Tüchern ist dagegen eine für November und Dezember geplante China-Tournee.

"Der Markt läuft gerade ziemlich heiß, nachdem sich dort die europäischen Spitzenorchester quasi die Klinke in die Hand geben", erläutert Intendant Hemmer. Wie sagte bereits Simon Rattle? "Die Zukunft der klassischen Musik liegt in China." Und so werden die Symphoniker im Februar 2018 erstmals ein chinesisches Neujahrskonzert ausrichten und damit das "Jahr des Hundes" eröffnen.

Nachdem sich der designierte Chefdirigent Kahchun Wong im März 2018 mit Gustav Mahlers fünfter Symphonie einführen will, liegt die Frage nach der Verstärkung des Klangkörpers nahe. Der Intendant verweist dabei auf den Ausbau der Akademisten-Stellen auf acht. Und wie sieht es mit der Verstärkung der Stammbesetzung von 56 Vollzeitstellen aus, die sich derzeit 60 Instrumentalisten teilen? "Das Ministerium sagt: Ihr könnt so viele Stellen einrichten wie ihr mögt, wenn ihr das mit dem gleichen Etat hinbekommt", umschreibt Lucius Hemmer leicht genervt von den nun schon Jahrzehnte währenden Vertröstungen aus München die Lage.

Aus dem Fördertopf

Seit langem fordern die Symphoniker, dass sie aus dem Fördertopf für die "nichtstaatlichen Orchester in Bayern" herausgenommen werden und eine eigene Haushaltsstelle (wie etwa die Bamberger Symphoniker) bekommen. Die wäre im Etat gesichert. Der Fördertopf dagegen kann als freiwillige Leistung jederzeit auf Null gesetzt werden.

Aber vielleicht können sich die Symphoniker ja nachhaltiger in Erinnerung bringen. Da der historische Rathaussaal 2017 nicht für die Adventskonzerte zum Christkindlesmarkt zur Verfügung steht, zieht man ins Heimatministerium am Lorenzer Platz. Der Hausherr hat sein Kommen zugesagt, und der ist qua Amt ja auch Herr über die bayerischen Finanzen . . .

www.nuernbergersymphoniker.de