Neue Ideen für Nürnbergs Museen

25.11.2010, 13:35 Uhr

Wie viele Museen und welche braucht die Stadt? Matthias Henkel, Direktor der städtischen Museen, hat jetzt ein Konzept vorgelegt, wie er sich die Zukunft der Nürnberger Museumslandschaft vorstellt. Er plant die Weiterentwicklung bestehender Häuser in Richtung Kulturgeschichte: Das Fembohaus soll verstärkt Themen wie „Alt-Nürnberg“ und Wiederaufbau in Sonderschauen behandeln, die „suboptimale“ Präsentation der Reichskleinodien verbessert werden.

Neben diesen Beispielen der Bestandspflege setzt Henkel auf drei neue (Bau)Vorhaben: Ein Zentraldepot, ein Science Center und die „Schatzkammer Nürnberg“. Dahinter verbirgt sich im Prinzip das, was die Verfechter eines Kulturhistorischen Museums schon länger fordern: Die Präsentation der alten und vielseitigen Nürnberger Handwerkskunst über die Jahrhunderte hinweg.

Personalwechsel stehen an

Angestoßen hat die Generaldebatte über die Zukunft der Museen die SPD-Fraktion im Nürnberger Rathaus mit einem Antrag im Kulturausschuss. Hintergrund ist, dass in vier der sechs Häuser im städtischen Museenverbund in den kommenden Jahren altersbedingte Personalwechsel an der Spitze anstehen.

Vorausgegangen waren dem SPD-Antrag aber auch öffentliche Debatten über diverse Wunschprojekte: vom Arabischen Museum über ein

Feuerwehrmuseum, von einer dauerhaften Präsentation der Sportsammlung bis zu einem Museum zur Erinnerung an die Zerstörung Alt-Nürnbergs und den Wiederaufbau. Im Gespräch sind auch ein Museum für historische Fahrzeuge, eine dauerhafte Präsentation zu Nürnbergs reichsstädtischer Vergangenheit und ein Kulturhistorisches Museum, für das bereits ein 140 Mitglieder starker Förderverein besteht.

Bislang stand Henkel dessen Ansinnen ablehnend gegenüber. Alle wichtigen Phasen der Stadtgeschichte, so sein bisheriges Argument, seien durch die bestehenden Häuser abgedeckt. Dieser Meinung ist er jetzt auch noch, nur könnten diese Epochen mit dem „Forum der Sammlungen/Schatzkammer Nürnberg“ eben noch besser abgedeckt werden. Darin möchte Henkel herausragende Privatsammlungen zur Nürnberger Geschichte zusammenfassen, wissenschaftlich in einem Katalog erschließen und so den städtischen Bestand zur lokalen Kulturgeschichte vergrößern.

Mehr als 20 potente Sammler hat er dafür im Blick: „Das sind Leute, die im Verschwiegenen sammeln.“ Präsentieren möchte er deren Kostbarkeiten in einem „gläsernen Depot“ im Stil früherer Kunst- und Schatzkammern. Dort sollen die wechselnden Präsentationen jeweils über einen längeren Zeitraum von rund einem Jahr zu sehen sein. Die dafür nötige Ausstellungsfläche beziffert Henkel in seinem „Masterplan“ mit 500 bis 800 Quadratmetern. Das ist deutlich weniger als die Verfechter eines kulturhistorischen Museums fordern: „Mindestens 4000 Quadratmeter“ strebt Fördervereinsvorsitzender Manfred Grieb an.

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Technik spielerisch verstehen

Angliedern möchte Henkel die „Schatzkammer“ an ein zweites Vorhaben: „Unter der Voraussetzung, dass das Science-Center planerische Gestalt annimmt, wäre das Forum der Sammlungen auch als ideale Bereicherung dieser Einrichtung vorstellbar“, heißt es in seinem Konzept.

Das sogenannte Science-Center soll den Besuchern Naturwissenschaft und Technik durch eigenständiges und spielerisches Experimentieren nahebringen — mit Hilfe von Beispielen der regionalen Wirtschaft. „Beispielsweise kann man anhand von Adidas oder Puma gut die Globalisierung thematisieren oder anhand eines Turnschuhs das Recycling erklären“, so Henkel. Diese „spielerisch-experimentelle Vermittlung“ möchte er um „die auratische Wirkung originaler Objekte“ der „Schatzkammer Nürnberg“ ergänzen. Grundvoraussetzung dafür ist für Henkel ein zentrales Kunstgut-Depot: „Derzeit sind unsere Objekte auf zwölf Depots im ganzen Stadtgebiet aufgeteilt. Das geht nicht.“

Noch stärker positionieren möchte er Nürnberg künftig als Dürer- und Spiele-Stadt sowie als Stadt der Menschenrechts-Bildung. Mit der Neugestaltung des Dürerhauses und der Eröffnung des Memoriums Nürnberger Prozesse, die an diesem Wochenende stattfindet, seien Schritte auf diesem Weg getan. Das 30000 Spiele umfassende „Deutsche Spielearchiv“, das sich seit einiger Zeit in Nürnberg befindet, braucht, so Henkel, Räume und Personal und wäre in einem Science Center gut aufgehoben. Genauso wie ein Museum für historische Fahrzeuge, ein Feuerwehrmuseum und die Sportsammlung — das Science-Center sozusagen als Sammelbecken.

Jetzt beginnt die politische Debatte darüber. Der Kulturausschuss tagt am 26. November.