Nike Wagner eröffnet Haus Wahnfried mit klaren Worten

26.7.2015, 20:05 Uhr

Die Ur-Enkelin des Komponisten, Nike Wagner (70), erinneret in ihrer Festrede zur Eröffnung des Museums am Sonntag aber daran, dass in dem Haus einst eine Familie lebte – und zwar ihre – und dass die Villa einmal eine „Villa Kunterbunt“ gewesen sei. Sie bietet sich und ihre Geschwister ironisch als Dauerleihgabe an: „Die letzten Wahnfried-Kinder erklären sich hiermit bereit, Teile des Museums zu werden“, sagt sie. „Es ist ja so wenig Originalmobiliar erhalten.“

Scharf kritisierte sie, dass nicht die gesamte Syberberg-Verfilmung des Gesprächs mit ihrer Großmutter Winifred im Siegfried-Bau zu erleben sei. „Die Reduktion auf ein paar steile Sätze zu Hitler ist eine ungerechtfertigte Reduktion, die dem wissenschaftlichen Anspruch des Hauses nicht gerecht wird.“ Sie ermahnte Museumsdirektor Sven Friedrich: „Wo haben Sie denn noch mehr die Möglichkeit, authentisch Gesagtes in authentischem Interieur der 30er Jahre zu präsentieren? Nutzen Sie diese Chance.“

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Klar war den Verantwortlichen in Bayreuth: Wird das Museum saniert und erweitert, muss die Ideologiegeschichte ihren Platz haben – also die völkischen Ideen, die in Bayreuth gedeihen konnten, die engen Verbindungen der Familie Wagner zu den Nationalsozialisten. Das Siegfried-Wagner-Haus nebenan soll nun all das museal aufbereiten. Es diente den Wagners im 20. Jahrhundert als Gästehaus – auch Hitler nächtigte hier. Bis zu ihrem Tod 1980 lebte in dem Haus Winifred, Wagners Schwiegertochter, die bis zuletzt eine glühende Hitler-Bewunderin blieb.

 Hoffnung auf Besucherstrom

Mit 50 000 Besuchern rechnet die Stadt Bayreuth künftig pro Jahr, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe spricht von internationaler Strahlkraft, die das Museum nun entfalten soll. 20 Millionen Euro kosteten Sanierung und Erweiterung des Museums, Stadt, Bund und Land hatten sich daran beteiligt. Viel Geld floss in reine Baumaßnahmen, so ist Wahnfried nun klimatisiert und barrierefrei zugänglich. Allerdings ist noch offen, wie die Betriebskosten aufgeteilt werden sollen: Derzeit zahlt die Stadt Bayreuth, Merk-Erbe warb bei der Eröffnung um Unterstützung von Bund und Land, die ihr auch zugesichert wurde.

Es gibt moderne Depots und eine gästefreundliche Infrastruktur mit Schließfächern, Toiletten, einem Kinosaal und einem Café in einem Neubau. Dieses Gebäude ist bewusst schlicht gehalten – ja regelrecht nüchtern. Glasfronten geben den Blick frei auf den Wahnfried-Garten und auf das 1874 fertiggestellte Haus. „Wir wollten kein Statement zu Wagner abgeben, eine Kommentierung muss nicht von der Architektur kommen“, sagt der Berliner Architekt Volker Staab. Wer sich im Neubau befinde, sei so etwas wie Zaungast in Wahnfried.

Im Inneren des neuen Gebäudes geht es um die Festspiele: Kostüme der verschiedenen Intendanzen und Epochen sind zu sehen, dazu Bühnenbild-Modelle. Alles sehr schnörkellos. Welch ein Kontrast zu Wagners Pathos-geladener Musik.