Nürnberger Comic-Nerd mit eigenem Kanal

27.3.2019, 16:38 Uhr

Es gibt wohl kaum ein Kind, das diese Klassiker der deutschen Literatur nicht verschlungen hat: Richtig, die Rede ist von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern. Wie so viele, wartete auch Florian Fraunholz als Kind alle vier Wochen sehnsüchtig auf den neuesten Band. Irgendwann schwenkte er dann auf die franko-belgischen Comics um, Lucky Luke, Tim und Struppi und – natürlich – Asterix. "Meine Mutter hatte mir damals die dicken Sammelbände gekauft, dafür bin ich ihr noch heute dankbar", sagt der mittlerweile 37-Jährige.

Als Junge stand er freilich auf die Superhelden der Marvel-Comics. Absoluter Favorit: "Spiderman! Der war absolut geil gezeichnet", schwärmt er. Im Teenager-Alter fand er die Comics dann nicht mehr so interessant, "die Prioritäten hatten sich verschoben und die Superhelden rückten in den Hintergrund", sagt er.

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Fraunholz war etwa Anfang 30, als er dem Online-Forum von Buffed.de beitrat, einem Portal für Computerspiele, und im Chat als Moderator fungierte. Dort lernte er den Videocutter Marcus Winkler kennen. "Eines Abends hatten wir die Idee, selbst einen Stream zu machen", erinnert er sich. "Also haben wir uns hingesetzt, uns einen Namen ausgedacht – Geekeriki.tv – und einen Kanal auf der Plattform Twitch erstellt." Und schon streamten die beiden Geeks zweimal die Woche jeweils rund drei Stunden live Online-Spiele.

Videos über die einschlägigen Läden

Eigentlich wäre es doch auch cool, Videos für YouTube zu produzieren, so die nächste Überlegung. Gesagt, getan. Gestartet wurde mit sogenannten Lootboxen: kleine Päckchen, die man sich online zu gewissen Themen – Herr der Ringe, Harry Potter, Star Wars – bestellen kann. Das Spannende daran: "Man weiß vorher nicht, was drin ist", erklärt Fraunholz, "und solche Boxen haben wir live vor der Kamera quasi ausgepackt und online gestellt." Später kam der Gedanke auf, Comic-Läden vorzustellen. "Ein enormer Vorteil war für uns, dass Marcus‘ Patenonkel der Besitzer des Mini-Fun-Comic-Shops in Fürth ist", sagt der 37-Jährige. Dort drehten die beiden ihren ersten "Nerd-Laden-Check". "Nummer zwei war das Ultra Comix in Nürnberg, und ich bin den beiden Ladenbesitzern bis heute noch sehr dankbar für das damals entgegengebrachte Vertrauen." Nach Nürnberg und Fürth folgten Augsburg, Bamberg, München und Bayreuth. "Der Sinn des Ganzen war, den Leuten zu zeigen, was es für coole Nerd-Läden in ihrer Umgebung gibt und dass online einkaufen nicht immer sein muss", so Fraunholz über die Beweggründe.

Nach einem Jahr stieg Winkler aus dem Projekt aus – und Fraunholz war quasi gezwungen, sich weiterzuentwickeln: "Ich habe mir das Schneiden von Videos, SEO Optimierung und allen möglichen Online-Marketing-Kram beigebracht", blickt er zurück. Er drehte Vlogs, fing an Comic-Reviews zu machen und produzierte in kurzer Zeit viel Content. Was er aber auch schnell merkte: Das Netz ist voll mit "Comic-Tubern", und wenn man gefunden werden will, muss man sich irgendwie von der Masse absetzten.

Erweitert auf Brettspiele

"Das war der Zeitpunkt, etwa vor einem Jahr, an dem ich meinen Kumpel Michael Schneider mit ins Boot holte", erklärt Fraunholz. Zusammen etablierten sie ihr neues Konzept: "Wir nehmen unsere Comic-Reviews zu zweit auf, und vor allem mit zwei Kameras, so können wir die Perspektive wechseln, und das hat bis jetzt kein anderer so gemacht." Eingebunden in Geekeriki.tv wurde zudem Schneiders Hobby, die Brettspiele, um noch mehr Leute ansprechen zu können.

Mittlerweile besucht das eingespielte Duo Comic-Cons, die Spielwarenmesse und macht neben den Comic-Reviews noch die "Aktion Hoher Spielwert" im Ultra Comix. Vom Erfolg ist Fraunholz selbst ein bisschen überrascht: "Wenn ich sehe, was aus der Idee ,Lass uns mal Videos machen‘ geworden ist, wie viel Leute ich kennengelernt und wie viele gute Beziehungen ich aufgebaut habe – das hätte ich nie gedacht."

Wie viele Stunden an Arbeit in dem Projekt stecken, lässt sich nur erahnen. Superhelden-Comics liest Fraunholz übrigens immer noch, verrät er mit einem Augenzwinkern. "Man muss das so sehen: Die sind eher wie so ein Samstagabend-Action-Film, ab und zu kann man sich die schon mal geben – die Mischung macht es halt und Comics sind nicht nur für Kinder."