Schaufenster für die regionale Kunst : Der NN-Kunstpreis

24.7.2015, 20:00 Uhr

Kulturreferentin Julia Lehner (rechts) mit den Gewinnern des NN-Kunstpreises. © Michael Matejka

Eine vertraute Stimme führte in be­währtem Stil durch den Abend: Rai­ner Kretschmann, Moderator beim Bayerischen Rundfunk, würdigte in knappen Porträts die Künstlerinnen und Künstler, die mit Preisen von ins­gesamt 33.500 Euro bedacht wurden. Und er bewährte sich in einer unge­wohnten Rolle - als Schirmherr im Wortsinn holte er Nürnbergs Kultur­referentin Prof. Julia Lehner auf die Bühne.

Am Mittwochabend fand die feierliche Verleihung des NN-Kunstpreises 2015 statt Marco Stanke aus Bad Aibling wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. © Michael Matejka

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Als Vorsitzende der achtköpfi­gen Jury für den Kunstpreis stellte sie die diesjährige Ausstellung im Kunst­haus am Königstor in den Kontext des Jahresthemas „Freiheit“. Das städti­sche Kulturprogramm ist darauf aus­gerichtet - und bildende Kunst ohne sie erst recht undenkbar.
Die künstlerische Fantasie werde freilich leicht zur Herausforderung. Zeitgenössische Kunst stoße nicht un­bedingt auf Wohlgefallen, räumte Leh­ner ein. Das „Akzeptanzproblem“ aber lasse sich nur in einem Prozess des Dialogs überwinden, in der gedul­digen Auseinandersetzung mit den Vorstellungen und dem Gestalt gewor­denen Ausdruck von Freiheit.

Neue Jury-Mitglieder

Das war natürlich auch auf die Aus­wahl der Preisträger gemünzt - wie auf die Sonderschau mit ihren 103 Arbeiten von 77 Künstlerinnen und Künstlern. Denn bei der Auswahl kommen diesmal mit der betonten För­derung von Vertretern der jungen Generation auch einige „neue und andere Schwerpunkte“ zur Geltung, so Lehner weiter. Unter anderem spie­gele das den Einfluss neuer Jury-Mit­glieder von der Kunst-Akademie.

Freilich ruht das auf einer verlässli­chen Basis: Dass der Preis bereits zum 23. Mal vergeben werden konnte, be­lege das großartige Engagement der Nürnberger Nachrichten und ganz persönlich von Verleger Bruno Schnell für Kunst und Künstler in der gesamten Region. „Dafür, dass Kunst ausgezeichnet und vor allem in dieser Weise zugänglich gemacht wird, bis hin zum Katalog, gebührt dem Ehren­bürger dieser Stadt großer Dank“, betonte Lehner auch als Vertreterin von Oberbürgermeister Ulrich Maly, der — mit anderen Vertretern der Kom­munalpolitik — beim Bayerischen Städtetag weilte. Die großzügige Dotierung und die Ausrichtung auf die Breite des regionalen Kunstschaf­fens sichern dem Preis Beachtung weit über Franken hinaus.

Die Verantwortung der Politik spar­te sie in ihrer kurzen Ansprache nicht aus: Sie müsse die Freiräume und Ge­legenheiten zur Auseinandersetzung und eben zum Dialog schaffen. Gelun­gen sei das beispielsweise mit der Er­weiterung der Akademie der Bilden­den Künste wie auch mit der Kunst­villa in der Blumenstraße. Demgegen­über stehe „die Ohnmacht der Po­litik“ in der Frage, ob und wie lange Künstlerinnen und Künstlern ihre Freiräume auf AEG und im ehemali­gen Quelle-Komplex noch erhalten bleiben.

Am Mittwochabend fand die feierliche Verleihung des NN-Kunstpreises 2015 statt Marco Stanke aus Bad Aibling wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. © NN-Kunstpreis

Darüber, wie über manch andere Frage des Stadtgeschehens und der Kunstszene, ließ sich im Kulturgarten — bei beschwingten Klängen von Mar­tin Weiss und Vali Mayer mit Sänge­rin „Grandma“ Mayer — in größeren und kleineren Runden plaudern.

"Ist das als Kritik am Alkohol gemeint?"

Drinnen dagegen sorgte nicht nur die aufgeheizte Luft für lebhafte Gespräche, sondern, wie erwünscht, auch die Kunst. Wobei viele Werke die Blicke auf sich zogen, die nicht mit einem Preis bedacht wurden. Etwa ein Arrangement aus Cocktailbechern und Stäbchen, die wie Trinkhalme aussehen und dem in Orange- und Rottönen leuchtenden Objekt einen stacheligen Charakter verleihen. „Ist das als Kritik am Alkohol gemeint? Oder im Gegenteil als Huldigung?“, fragten sich Besucher. „Es sind wirk­lich sehr schöne Bilder dabei“, lobten Ex-Bundesminister Günter Gloser und seine Frau Katharina die Zusam­menstellung — und räumten doch ein, manche Arbeit eben nicht zu verste­hen.

Dabei haben sie auch selbst schon Werke gekauft. „Sehr anregend und natürlich schön, dass hier auch die gegenständliche Malerei ihren Platz hat“, freut sich Anton Atzenho­fer, der selbst mit einem Bild vertre­ten ist. Anders Fred Ziegler: Seine knallgelbe, raffiniert-abstrakte Arbeit sticht in der Ausstellung her­vor. Aber in die Freude über das „schö­ne Fest“ in gelassener Atmosphäre mischt er doch auch eine Portion Ent­täuschung: „Die junge Kunst“, findet er, „müsste noch viel verrückter sein.“