Schöner die Mädchen nie singen . . .

11.12.2016, 19:54 Uhr

Die Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck gilt als eines der reizvollsten Werke der deutschen Opernliteratur. Obwohl märchenhaft erzählt, werden Themen aufgeworfen, die auch heute noch gegenwärtig sind, und dies in einem Gewand, das Jung und Alt berührt. Die weihnachtlichen Konzerte der Nürnberger Symphoniker in der Meistersingerhalle sorgten auf dieser Basis für Wärme und Spannung.

Allerdings nicht mit „echter“ Atmosphäre der Humperdinck-Oper in historischen Kulissen und Kostümen. Eine psychologische Märchenerzählung, wo die Hexe im Sinne des Kannibalismus erscheint, gibt es nicht. Umso mehr hinterlässt der Mädchenchor Hannover einen superben Eindruck. Das bereits l952 gegründete Ensemble wird seit vielen Jahren von Gudrun Schröfel betreut. Vokal harmonieren die Stimmen tadellos.

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Ganz im Zeichen von „Märchenland zu Märchenzeit“ erscheinen die zahlreichen Kinderlieder in „Hänsel und Gretel“ als selbstständige Nummern und Elemente der Volksmusik. So die choralartige Melodie des Abendsegens, das Tanzduett „Brüderchen, komm tanz mit mir“, „Hokus, pokus Hexenschuss“ und das Finale „Kinder, schaut das Wunder an“.

So fügt sich dieser Teil des Abends zu einem schlüssigen Ganzen, was auch den Charme der Geschichte gut zur Geltung bringt. Die musikalische Untermalung in der Fassung für Kammerensemble wird von den Streichern der Nürnberger Symphoniker, von Akkordeon und Cembalo bestens bedient.

Die Trompete darf jubilieren

Als Juwel gilt das berühmte Oboenkonzert in d-Moll des Venezianers Alessandro Marcello, das Bach für ein Tasteninstrument transkribiert hat (BWV 974). In der Fassung für Trompete verliert zwar die Oboenmelodie im Andante einiges an Intimität, umso mehr darf die Trompete in den Ecksätzen in reich ausgezierter Gestalt im festlich leuchtenden Glanz jubilieren. Mit dem rechten Zungenschlag formt der Trompeter Matthew Brown (Solo-Trompeter der Symphoniker) den Klang geschmeidig im Hochglanz.

Wenn es um Kinder und Jugendliche ging, schuf Benjamin Britten musikalische Edelsteine. „A Ceremony of Carols“ (1942) belegt die Kunst des chorischen wie solistischen Wortausdrucks: eine vokale Kommunikation voller Emphase und Inbrunst, die von den Hannoveraner Mädchen in ein fein ausbalanciertes Klangbild eingebunden wird. Klarheit, Vitalität und ein erfrischender Grundton charakterisieren einen Vortrag, in dem die Konturen der weiblichen Stimmen auch in den Piani deutlich herauskommen.

Schlussendlich verkündet der „Chor der Engel“ Botschaften der Freude in einer bunten Auswahl internationaler Weihnachtsliedern aus verschiedenen Epochen. Alles war von andachtsvoller Stimmung durchdrungen, im Besonderen die mit Harfen-Begleitung apart rhythmisierten Carols von Britten. Spontan war die Bereitschaft der Zuhörer, „O du fröhliche“ im abgedunkelten Saal kräftig mitzusingen.