Schwarze Messe für die Liebe

29.3.2017, 11:36 Uhr

Es gibt bestimmt viele Motivationen, warum der Mensch Musik macht. Anerkennung, Ruhm, Geld, Sex, das Streben nach Selbstverwirklichung, die Suche nach Gott – all das mögen gute Gründe sein, sich auf eine Bühne zu stellen und für seine Mitmenschen zu singen oder ein Instrument zu spielen. Akua Naru bringt es in einem kurzen Satz auf den Punkt: "You are not alone – Du bist nicht allein!"

Zumindest ist dies die Erkenntnis, die sowohl die Künstlerin, als auch ihr Publikum nach jedem ihrer Konzerte mit nach Hause tragen. Jede ihrer Shows ist ein wenig anders, jede hat ihre eigene Dynamik, aber immer steht dabei die Kommunikation, die wechselseitige emotionale Beziehung mit ihrem Publikum im Mittelpunkt – und darüber hinausgreifend die Frage: Wie gehen wir miteinander um in dieser Welt?

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Oberflächlich betrachtet könnte man zu dem Schluss kommen, dass diese quirlige, exaltierte Künstlerin es einfach bestens versteht, ihr Publikum nach allen Regeln der Kunst aufzukochen, bis ihr buchstäblich alle aus der Hand fressen. Aber es geht um mehr bei Akua Naru. Schon ihre Musik ist ein genresprengender Bastard, für den der Begriff HipHop viel zu eng ist und der exemplarisch steht für eine erfreuliche Entwicklung des Genres zu mehr Experimentierfreude und politischer Brisanz.

Die jazzigen Akkordfarben, die sensible Dynamik, der Blues, der Funk ihrer unglaublich wachen Band hält die Verbindung zu allen, die vor ihnen da waren, zu Nina Simone, Curtis Mayfield, James Brown, Erikah Badu oder Lauryn Hill und weist gleichzeitig selbstbewusst in die Zukunft. Wie bei Hiphop-Konzerten leider fast üblich, sind die Texte nur schwer verständlich, doch das macht Akua Naru allein durch ihre mentale Präsenz und ihre zahlreichen leidenschaftlichen "Speeches" wieder wett.

"Versteht ihr was ich sage?" ist einer ihrer häufigsten Sätze. Und ja, wir verstehen was sie sagt – manchmal durch Worte, manchmal aber auch durch den Beat, ein Gitarrenlick, eine Phrase des E-Pianos oder durch das ekstatische Saxophonsolo: "Love, love, I told y'all: We would be the band to play it", sprechsingt Akua Naru mit ihrer dunklen, erdigen Stimme in der ausufernden Soul-Messe "How does it feel".

Und während die Band der Liebe einen Klang gibt, rappt sie kraftvoll poetische Zeilen, die universell sind und trotzdem unmissverständlich weiblich: "I wanna love you more than madly. / Wrap these legs around your words, until your speech is straddled deep, gladly. /Swim the currents of your vibrations, be separate in one / with the same meditation. Would you like that?"

Eine rhetorische Frage, die mit donnerndem Jubel beantwortet wird. Zum Schluss schäumt die Euphorie über wie eine gut geschüttelte Flasche Schampus und man spürt, dass es Akua Naru wieder einmal geschafft hat, für zwei Stunden die Grenzen zwischen den Menschen zu überwinden.