Schweine-Enddarm statt Tintenfischring: Verschwörungen beleuchtet

21.4.2015, 12:04 Uhr

Warum Schweine-Darm statt Tintenfisch? Ganz einfach, weil die Herstellung einfacher und billiger ist und der Schwindel dank geschicktem Food-Styling ohnehin niemand auf-fällt. Eine ausgesprochene Schweinerei!

Die ganze Darm-Geschichte ist unter dem Titel „Analimari Fritti“ in dem Sachbuch „Die Glühbirnenverschwörung“ zu finden. Auf den ersten Blick erscheint sie wie das Musterbeispiel einer völlig kruden Verschwörungs-Spinnerei, aber sind wir doch mal ehrlich: Wer hätte denn früher geglaubt, dass es in der Lasagne bisweilen leise wiehert oder dass man aus Eiweißpulver und Pflanzenöl täuschend echt aussehenden Käseersatz herstellen kann?

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Meeresfrüchte-Freunde können immerhin aufatmen: Die Geschichte mit den umetikettierten Schweine-Aftern ist offenbar nur eine der vielen modernen Legenden, die sich vor allem seit der Erfindung des Internets rasend schnell um die Welt verbreiten. Dieser Umstand war es auch, der Redakteure und Mitarbeiter von „Spiegel Online“ auf die Idee brachte, ein Buch darüber zu verfassen.

Ein gewichtiges Wörtchen hatte vor allem das Wirtschaftsressort mitzureden, weshalb viele Verschwörungstheorien rund um Firmen und Finanzen aufgegriffen werden. Der Leser erfährt auf diese Art und Weise, dass auf Euroscheinen geheime Codes versteckt sind, dass die legendären Goldvorräte von Fort Knox gar nicht existieren oder dass – als hätten wir es nicht schon irgendwie geahnt – viele bedeutenden Unternehmen entweder von den Illuminaten, Scientology, dem Ku-Klux-Klan oder sogar vom Satan selbst gesteuert werden.

Die Regierung und das Militär

Das meiste davon ist uns nur deshalb noch nicht aufgefallen, weil uns eine besonders perfide Allianz von Regierungen und Militärs schon seit Jahrzehnten mit künstlichen Kondensstreifen, den sogenannten „Chemtrails“, das Hirn vernebelt und nebenbei auch noch vergiftet . . .

Da das nächste Weltende ohnehin bevorsteht (der dazu passende Kalender oder Prophet taucht bestimmt in Kürze auf), bleibt nur eins: sich noch einmal ausführlich über diese kurzweilige Lektüre amüsieren, bei
Google nach weiteren Verschwörungstheorien suchen und dann beim Online-Lieferservice etwas Unverdächtiges bestellen. Fragt sich nur, was da noch übrigbleibt.

Christian Rickens (Hg.): Das Glühbirnenkomplott. Die spektakulärsten Verschwörungstheorien – und was an ihnen dran ist. Kiepenheuer & Witsch, 223 Seiten, 8,99 Euro.