Sylvester Stallone dreht in "Last Blood" eine Ehrenrunde

20.9.2019, 20:19 Uhr

Das comic-hafte war ja schon in dem zwiespältigen letzten Abenteuer über Bord gegangen: Rambo 4 war Gewaltpornografie pur und bisweilen über Gebühr zynisch, hatte jedoch einige Szenen, die im Gedächtnis blieben. Und: Der Film gönnte seiner gebrochenen Hauptfigur ein versöhnliches Ende, indem er sie im Abspann auf die elterliche Ranch zurückkehren ließ.

An diese Szene knüpft "Rambo: Last Blood" an. John hat sich auf seiner Farm eingelebt, auch wenn er – nette Idee – immer noch in einem unterirdischen Tunnelsystem nächtigt, das er unter seinem Haus angelegt hat und das sein Versteck vor der Welt ist. Diese Mischung aus Museum und Schützengraben ist quasi der Gegenentwurf zu Batmans Bathöhle.

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Als seine Zieh-Tochter nach Mexiko will, um dort ihren Vater zu treffen, der sie und ihre Mutter in jungen Jahren sitzen ließ, warnt er sie: "Dort draußen ist nichts Gutes!". Tatsächlich wird die Kleine von einem Mädchenhändlerring entführt und zur Prostitution gezwungen. John Rambo macht sich auf, die einzige Familie zu retten, die er je hatte . . . Regisseur Adrian Grunberg erzählt diesen simplen Rachefeldzug (das Drehbuch stammt von Stallone selbst) gradlinig, nüchtern, pessimistisch und komplett ironiefrei herunter. Das Leitmotiv heißt "Selbstzitat": Noch einmal kocht Grunberg die Essenz der Saga auf, indem er der klassischen Rambo-Dramaturgie beziehungsweise Heldenreise folgt.

Unterm Strich kommt auch in diesem bis auf die nervigen computeranimierten Spezialeffekte ganz passablen Teil keiner gut weg – schon gar nicht John Rambo selbst. Der sitzt am Ende ikonisch im Schaukelstuhl auf der Veranda seiner Ranch und blickt über die Felder Richtung Horizont. Nur, dass er schwer verwundet ist, um ihn herum die Leichen seiner Feinde liegen und sein Zuhause ein Schlachtfeld ist. Dieser Mann wird nie Ruhe finden – nicht in diesem Leben. Ein Film von weißen alten Männern für weiße alte Männer. (USA/101 Min.)