Trinklieder mit viel Tiefgang

17.3.2011, 00:00 Uhr

Ganze vier Jahre hat es gedauert. Vier Jahre, in denen sich die Dropkick-Fans mit "Meanest Of Times" über Wasser gehalten haben. Doch seit Ende Februar naht Hoffnung für die durstige Irish-Folk-Punk-Gemeinde. Mit "Going Out In Style" wirft die siebenköpfige Truppe aus Boston (Massachusetts | USA) ihr neues Machwerk auf den Markt. Schon das stilsicher in dunklem Grün gehaltene Cover der Scheibe gibt die Marschrichtung vor: Betende Hände in Handschellen, eine Flasche Hochprozentiges, eine reizende Dame in ebenso reizender Pose, ein Akkordeon und ein Kleeblatt. An fantasievolle Bilderrätsel denken Kenner der Truppe nicht; erst recht nicht, wenn man die mit Sarg und Totenköpfen garnierte Oldschool-Szenerie vervollständigt.

Musikalisch legt die Platte gediegen los. "Hang ‘Em High" lässt die Bezüge zum Boston-Hardcore nicht nur gesangstechnisch erahnen. Textzeilen à la "We waited together for the cowards to come, outgunned and outnumbered, but we wouldn’t run" lassen keinen Zweifel, dass die "Dropkicks" zurück sind. Das merkt man auch in Stücken wie "Sunday Hardcore Matinee". Doch bevor es so weit kommt, steigt mit dem namensgebenden "Going Out In Style" und "The Hardest Mile" die Taktrate enorm schnell nach oben. An ein gemütliches Bier am Pub-Tresen denkt hier keiner mehr. Doch wird der geneigte Hörer das Gefühl nicht los, dass irgendetwas anders ist.

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Vom Konzept zum Seelenstreichler

"Going Out In Style" ist kein bloßes Sammelsurium lustiger Trinklieder. Hinter dem Titel verbirgt sich auch ein Konzeptalbum, das die Reise der fiktiven Figur Cornelius Larkin mit persönlichen Erfahrungen und familiärer Volkskunde der Bandmitglieder aufrollt. Erneut beweisen die Musiker ihre Vorliebe für ernstzunehmende Texte, die durchaus Raum für Interpretationen lassen. Doch nicht nur Tiefgang erwartet den geneigten Lauscher. Das Herz jauchzt angesichts prominenter Gastauftritte, wie etwa von Fat Mike ("NOFX") oder Chris Cheney ("The Living End"). Sogar der Boss höchstpersönlich, Bruce Springsteen, gibt sich die Ehre und bereichert den Gute-Laune-Kracher "Peg O‘ My Heart" mit seiner unvergleichlichen Stimme.

Zwangsläufig darf ein wenig Herzschmerz auf dem Silberling nicht fehlen. Sanft, fast schon besinnlich, laden "Cruel", "Broken Hymns" oder "1953" zum Nachdenken, Entspannen oder Weinen ein. Doch spätestens zu "Take ‘Em Down" wird wieder kräftig angestoßen und zugeprostet. Schließlich fordert "The Irish Rover" zum guten Schluss nochmals alles. Vor allem tanzfähige, kräftige Beine und viel Ausdauer. Damit haben sich die "Dropkicks" den Titel "Punk-Dubliners" wieder ehrlich verdient.

Fazit: "Ich hoffe, unsere Fans hören ‚Going Out In Style‘ mit der gleichen Begeisterung wie wir. Uns geht es hier um Familie und Freunde. Kein Scheiß", sagt Sänger Al Barr. Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Vielleicht mit der Ausnahme, dass das mittlerweile siebte Studioalbum der Dropkick Murphys nicht nur ein weiteres interessantes Kapitel in der Bandgeschichte aufschlägt. Es hat zudem Charme, Drive, Witz und Gefühl. An ewige All-Timer wie "The Gang‘s All Here", "Sing Loud, Sing Proud" oder "The Warrior‘s Code" schmeckt "Going Out In Style" zwar nicht zur Gänze hin. Aber fast.

Bewertung: 8 von 10