Verbotene Leidenschaft unter der Zirkuskuppel

28.4.2011, 06:59 Uhr

Wenn es um das Schaffen von Illusionen geht, stehen sich Zirkus und Kino in nichts nach. Sicher ein Grund dafür, dass die Manege immer wieder gern als Kulisse für Leinwanddramen genommen wurde und wird. Nun hat Regisseur Francis Lawrence den Zirkus-Roman „Wasser für Elefanten“ von Sara Gruen verfilmt, der in Zeiten der amerikanischen Depression im Jahr 1931 spielt. Es ist ein nostalgisch-schön bebilderter, märchenhaft anmutender Streifen in schattigem Sepia geworden, der auf altmodische Weise eine allerdings wenig berührende Liebesgeschichte verhandelt und dabei kaum etwas erzählt, was man nicht erwartet hätte.

Robert Pattinson, der hübsche Vampir aus der „Twighlight“-Trilogie, ist der junge Veterinär Jakob, der nach dem Tod seiner Eltern vor den hinterlassenen Schulden Reißaus nimmt und im wahrsten Wortsinn auf den fahrenden Zug einer Zirkustruppe aufspringt. Weil die gerade einen Tierarzt gebrauchen kann, wird Jakob vom diabolischen Zirkusdirektor August (Christoph Waltz) und seiner bezaubernden Frau Marlena (Reese Witherspoon), dem Star der Manege, aufgenommen.

Reichlich Folklore und Sozialromantik wird aufgefahren, wenn der junge Akademiker staunend das raue, entbehrungsreiche und doch familiäre Leben auf Wanderschaft kennenlernt. Als der Zirkus mit der schnäpselnden Elefantendame Rosie, der eigentlichen Hauptdarstellerin des Films, eine neue Attraktion bekommt, wird der Tierdoktor mit ihrer Pflege betraut. Alles fügt sich geschmeidig, bis sich Jakob in die attraktive Marlena verliebt. Dadurch wird er zum Kontrahenten des skrupellosen, herrischen Direktors, der den Mikrokosmos um die Manege mit harter Hand regiert.

Seit Tarantinos „Inglourious Basterds“, wo Christoph Waltz Oscar-würdig den SS-Oberst Landa verkörperte, weiß man, dass er die Rolle des zynisch-charmanten Bösewichts meisterhaft beherrscht. In „Wasser für die Elefanten“ liefert er gleichsam eine Sparversion davon. Dennoch ist sein Auftritt in der sonst überraschungsarmen Story, in der Spannung und Dramatik mehr behauptet als tatsächlich eingebracht werden, ein schauspielerischer Lichtblick. Reese Witherspoon verblasst daneben fast in hübsch glamouröser Pose, und Robert Pattinson wünscht man in Zukunft Rollen, in denen er mehr Charakter zeigen darf.

Überhaupt kümmert sich der Film wenig um die Psychologisierung seiner Figuren. Er belässt sie weitgehend eindimensional und schafft damit kaum Identifikationsmöglichkeiten. Dass zum Schluss noch eine Portion Kitsch draufgesetzt wird, macht die Sache nicht besser. (USA/120 Min.; Admiral, Cinecittà, Nbg.; CineStar, Erl.).