Völkermord an den Armeniern: Lese-Marathon im Staatstheater

15.4.2015, 20:05 Uhr

In Armenien ist der 1933 erschienene Roman des österreichischen Schriftstellers Pflichtlektüre: Werfel schilderte, nachdem er auf einer Nahostreise Überlebende des Völkermords kennengelernt hatte, wie sich rund 5000 der verfolgten Minderheit auf dem Berg Musa Dagh im äußersten Osten Anatoliens verschanzt hatten und im letzten Moment von englischen und französischen Kriegsschiffen vor den Osmanen gerettet wurden.

Werfel hielt sich im Roman eng an die historischen Tatsachen: Die Verfolgung und Ermordung der in der Türkei lebenden Armenier wird zwar von der aktuellen türkischen Regierung noch immer geleugnet - selbst der Papst wurde kritisiert, als er kürzlich von "Völkermord" sprach -,  doch die internationale Staatengemeinschaft erinnert dieser Tage an das Schicksal der Armenier.

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Im Nürnberger Staatstheater beginnt am Mittwoch, 22. April um 12 Uhr die Marathon-Lesung aus "Die 40 Tage des Musa Dagh". Am ersten Abend wird bis 0 Uhr gelesen, am Donnerstag, 23. April von 8 Uhr früh bis 2 Uhr nachts, am Freitag, 24. April von 8 bis 18 Uhr. Am ersten Abend gibt es um 18 Uhr eine Einführung in die Geschichte. Zum Abschluss am Freitag ist der führende armenische Genozidforscher professor Ashot Hayruni eingeladen, der über neueste Erkenntnisse berichtet.

Die Aktion ist Teil des Projekts "Talking about Borders", mit dem das Theater die Situation von Flüchtlingen thematisiert. Kern ist ein Dramenwettbewerb in wechselnden osteuropäischen Ländern. Am eigentlichen Festival-Wochenende (27./28. Juni) ist auch ein Dokumentarstück über die Verfolgung der Armenier zu sehen.

Der Historiker Rolf Hosfeld analysiert in seinem aktuellen Buch "Tod in der Wüste" die Geschichte des Genozids. (Rolf Hosfeld: Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern. C.H. Beck, München. 287 Seiten, 22,95 Euro.)