Wie das Bauhaus nach Amerika kam

26.2.2019, 08:00 Uhr

Deutschlands bekannteste Kunsthochschule hatte drei Standorte und bildete rund 1200 Studierende aus. Sie bestand lediglich 14 Jahre lang – ihre Grundsätze und ihr prägnanter Stil wirken jedoch bis heute auf Kunst und Architektur.
Seit seiner Gründung 1919 strahlte das Bauhaus bis in den Süden Deutschlands. Allein fünf Künstlerinnen und Künstler aus Nürnberg absolvierten dort einen Teil ihrer Ausbildung. Eine davon war die Künstlerin und Textildesignerin Bella Ullmann, die 1905 als Tochter einer jüdischen Hopfenhändlerfamilie in Nürnberg geboren wurde. Zahlreiche Aliasnamen, wechselnde Lebenspartner und Ortswechsel zum Teil im Jahrestakt erschwerten lange den Blick auf eine unabhängige, aber auch unstete, von den Zeitläufen mitgerissene Künstlerin.
Nach einer Ausbildung zur Werklehrerin schrieb sich Bella Ullmann zum Wintersemester 1929/1930 am Bauhaus in Dessau ein, wo sie zunächst die obligatorischen Vorkurse „Farblehre“ bei Josef Albers und „Analytisches Zeichnen“ bei Wassily Kandinsky, aber auch Fotografie- und Wandmalereikurse besuchte. Ihre künstlerische Heimat fand sie wie viele Mitstudentinnen in der Textilwerkstatt des Bauhauses unter Gunta Stölzl. 
Im Zuge der nationalsozialistischen Verfolgung ging Ullmann nach Palästina und gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, dem Maler und Architekten Erwin Broner, schließlich 1938 nach Los Angeles, wo sie mit eigenem Studio als Ausstatterin für Hollywoods Traumfabrik arbeitete. In New York wirkte sie in den 1950er-Jahren als Mode-Designerin und Kinderbuch-Illustratorin. 1956 wurden ihre Arbeiten neben Werken von Pablo Picasso und Marc Chagall in der Ausstellung Textiles USA im MoMa in New York gezeigt. Anlässlich der großen Jubiläumsausstellung 50 Jahre Bauhaus, die 1968 in Stuttgart stattfand, kehrte Ullmann nach Deutschland zurück. 
Als sie 1993 starb, verlieh ihr die Stuttgarter Zeitung den Ehrentitel „Die Bauhausdame“. Erstmals wird ihr Schaffen in Nürnberg in der Kunstvilla-Ausstellung zu sehen sein.