Wilfried Appelt stellt seine Sammlung «auf AEG« aus

23.9.2009, 00:00 Uhr

«Wir haben nur die Sachen gekauft, die mit uns nach Hause wollten«, erklärt Wilfried Appelt seine «Sammler-Strategie«. Die zeichnet sich eben nicht durch streng systematisches Vorgehen aus, sondern durch spontane Begeisterung. Wie damals, kurz vor Weihnachten 1990, als die Appelts mehr oder weniger zufällig in einer Ausstellung das «Federball-Match« von Peter Angermann entdeckt und die Zeichnung als erste ihrer Sammlung für knapp 1000 Mark erworben haben. Im Laufe der Zeit kam zu der Spontaneität ein gehöriges Maß an Erfahrung - schließlich umfasst die Kollektion heute über 1000 Kunstwerke.

Who is Who der fränkischen Kunstszene

Die Liste liest sich wie ein Who is Who der fränkischen Kunstszene, das Spektrum reicht von A wie Werner Alt bis Z wie Reiner Zitta. «Wir haben aber nie nach bekannten Namen gekauft«, erklärt der 64-Jährige, der als Mathematik- und Physiklehrer gearbeitet hat. Daher rührt vielleicht auch seine Begeisterung für Rechenmaschinen und -geräte aller Art. Über 800 dieser «Oldies« aus den Baujahren von 1890 bis 1980 hat Appelt zusammen mit seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau angeschafft. Die klassische Aufgabenteilung - die Dame vertritt die schöne Kunst, der Mann die spröde Technik - funktionierte bei dem Ehepaar dabei nie. «Wenn ich manchmal im Zweifel war, ob ich eine Rechenmaschine kaufen soll, hat meine Frau gesagt: Nimm sie, sie ist doch so schön«, erinnert sich Wilfried Appelt.

Wer sich über die seltsame Kombination von Rechengerät und Kunst wundert, den überzeugt Appelt mit seiner ansteckenden Begeisterung schnell davon, wie viel diese beiden Bereiche gemeinsam haben. «Die Kreativität von Entwerfern und Wissenschaftlern ist nicht weit entfernt von Künstlern, die etwas mitteilen wollen«, sagt Appelt - und führt es dem Ausstellungsbesucher vor Augen: Da hängt zum Beispiel ein über 25 Jahre alter Festspeicher aus einer Groß-Rechenanlage mit vermeintlich chaotisch verdrahteten Dioden neben zwei Bleistiftzeichnungen von Renate Sellesnick, auf denen auch vordergründig Chaos herrscht.

Puppen im TV tanzen lassen

Am sinnfälligsten ist die Verbindung von Kunst und Technik natürlich bei Künstlern, die selber «Geräte« herstellen, wie zum Beispiel Reiner Bergmann. «Pay-TV« heißt sein mechanisch-kinetisches Objekt, mit dem man die Puppen in einem TV-Gehäuse tanzen lassen kann.

Wenn Appelt seine Sammlung «vielgestaltig« nennt, dann ist das beinahe untertrieben. Denn neben Malerei, Fotografie, Skulptur und Technik umfasst sie noch einige weitere skurrile Bereiche wie Porzellanfiguren und -katzen, die von allerlei Flohmärkten den Weg in das Appeltsche Wohnhaus in Leinburg oder das «Zimmermuseum« der Sammler in einer Villa in Lauf gefunden haben.

Kein Platzmangel

Vor einigen Jahren wurde die eigenwillige Kollektion in Teilen bereits in der Galerie Bernsteinzimmer präsentiert. «Das kam der Atmosphäre im Zimmermuseum nahe«, sagt Appelt. Bei der jetzigen Ausstellung in der «Zentrifuge« auf dem ehemaligen AEG-Gelände dagegen herrscht alles andere als Platzmangel: Auf 400 Quadratmetern wird die ausgesprochen sehenswerte Ausstellung präsentiert.

Auf dem Gelände hat Appelt übrigens auch wieder mal ganz spontan das neueste Werk für seine Sammlung gefunden: Das große rote «A« aus dem von Peter Behrens entworfenen AEG-Schriftzug, der einst an dem Gebäude prangte. Demnächst wird das Riesen-A im Appeltschen Garten in Leinburg stehen. Jetzt aber wirbt es vor der Halle um Ausstellungsbesucher.

Zentrifuge, Halle 14 auf AEG, Muggenhofer Str. 135: «Astronauten zur Venus«. Eröffnung 25. September, 19 Uhr. Bis 22.11., Mi.-Fr. 16-20, Sa. 14-18 Uhr.