Langenzenns Netzwerker im Auftrag der Senioren

8.3.2016, 06:00 Uhr

Sie haben beide das Rentenalter noch nicht erreicht und dennoch engagieren Sie sich im Seniorenrat. Stimmen Sie sich auf Ihren eigenen Ruhestand ein?

Heidemarie Reuther: Die Motivation für mein Engagement liegt in meiner beruflichen Tätigkeit. Ich arbeite bei einer Pflegekasse. Der Bereich Senioren, das wird einem dort schnell deutlich, ist ein weites Handlungsfeld, auf dem es viel zu tun gibt.

Hans Klinner: Ich wurde vor einigen Jahren angesprochen, ob ich mich beim Seniorenrat engagieren möchte. Da war ich gerade 50 und dachte mir erst, so alt bist du doch noch gar nicht. Aber ich habe mich überzeugen lassen, dass das für jemanden wie mich, der sich immer für Politik interessiert hat, wenn es um Verbesserungen für den Menschen geht, eine sinnvolle Aufgabe ist.

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Stichwort Politik: Ist das Einmischen in die Politik für Sie der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit?

Klinner: So weit es um Belange von Senioren geht, auf jeden Fall. Wir bieten natürlich auch gesellige oder sportliche Aktivitäten an. Aber hier gibt es schon viele andere Organisationen mit guten Angeboten für die ältere Generation, da wollen wir nicht in Konkurrenz stehen. Wir verstehen uns eher als Netzwerker.

Reuther: Beim VdK, den Kirchengemeinden oder der Awo gibt es in Langenzenn schon ein gutes Angebot. Da kooperieren wir teilweise auch, aber unser Schwerpunkt ist es, den demografischen Wandel in den Fokus zu rücken. Ein Schritt ist in Langenzenn schon getan: Wir gehören zu den demenzfreundlichen Kommunen in Mittelfranken

Das allein wird Ihnen vermutlich nicht genügen . . .

Reuther: Ja, deshalb setzen wir uns dafür ein, dass in der Stadt ein Edukations-Kurs angeboten wird. In diesen Kursen lernen Angehörige Demenzkranker, die Krankheit zu verstehen und anzunehmen. Sie begreifen, was es mit dem oft aggressiven oder abweisenden Verhalten ihrer Partner oder Eltern auf sich hat. Während der Kurszeit werden die an Demenz Erkrankten betreut. Die Kosten dafür übernimmt die Pflegekasse. Ich bin zuversichtlich, dass ein solcher Kurs heuer noch in Langenzenn zustande kommt. Der Seniorenrat hat sich auch dafür engagiert, dass eine Gesetzeslücke geschlossen wurde. Auf allen politischen Ebenen haben wir dafür geworben, dass gesetzlich Versicherte seit Januar 2016 Leistungen bei kurzfristiger Pflege erhalten.

Planen Sie weitere Projekte?

Klinner: Ja, ganz neu ist, dass wir uns auf Landesebene dafür stark machen wollen, dass es wie für Jugendleiter auch für Aktive in der Seniorenarbeit ein Recht auf Sonderurlaub gibt. Sie sollen sich die Zeit nehmen dürfen, um Fortbildungen besuchen zu können. Dazu wollen wir vom Ministerpräsidenten bis zu den örtlichen Abgeordneten alle mobilisieren.

Und wie sieht es konkret vor Ort aus? Welche Verbesserungen oder Erleichterungen haben Sie für die Langenzenner Senioren im Visier?

Klinner: Wir haben dazu schon vor drei Jahren einen Katalog mit 30 Punkten mit dem Behindertenbeauftragten des Landkreises erstellt. Vieles könnte im öffentlichen Raum barrierefrei gestaltet werden. Von der Liste von damals ist noch nicht alles abgearbeitet. Die Gestaltung des demografischen Wandels ist in erster Linie im Lebensumfeld , also vor Ort, zu leisten. Ein anderes Thema ist die neue Beschilderung des Fitnessparcours an der Försterallee. Wir haben im Seniorenrat eine ehemalige Physiotherapeutin, die dafür Expertin ist und Anleitung geben kann, wie die Geräte zu benutzen sind.

Wünschen Sie sich auch auf Landkreisebene Verbesserungen?

Klinner: Das seniorenpolitische Gesamtkonzept muss mehr auf die Kommunen heruntergebrochen werden. Ich fände es gut, wenn es wie eine Jugendhilfeplanung auch etwas adäquates, verbindlich für Senioren gäbe, das über die Pflegebedarfsprognose hinausreicht. Was mir außerdem fehlt, sind beispielsweise Modelle für neue Wohnformen für Senioren.

Wozu kommen die meisten Fragen?

Reuther: Es gibt hier ein großes Informationsdefizit zu den Themen Demenz und Leistungsansprüche aus der Kranken- und Pflegeversicherung. Ich habe mir fest vorgenommen, dass wir über die Reform des Pflegegesetzes, die 2017 ansteht und den Begriff der Pflegebedürftigkeit neu definiert, auf jeden Fall noch heuer informieren.

Klinner: Sehr gut angenommen wird auch unsere Sozialberatung, die unser Mitglied Manfred Lober anbietet. Oft stehen Menschen von heute auf morgen vor schwierigen Situationen, da ist es gut, wenn man jemanden hat, der sich auskennt.

Der Seniorenrat Langenzenn ist zu erreichen unter (0 91 01) 96 13 oder per Mail hans.klinner@t-online.de