Milchviehhalter diskutierten in Emetzheim

26.1.2016, 16:51 Uhr

Im Emetzheimer Gasthaus „Rockenstube“ sprach Hans Walter deswegen auch klar von einer Krise des betroffenen Agrarzweigs. Vor allem gebe es einfach zu viel Milch auf dem Weltmarkt, konstatierte der Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg-Gunzenhausen. Angeheizt sei die Produktion durch die vor wenigen Jahren noch guten Erzeugerpreise, die aber längst wieder in den Keller gerutscht sind.

Außerdem schwächelt die Nachfrage aus dem Ausland: Chinas Durst nach Milch schwindet und der von Russland verhängte Importstopp (als Reaktion auf das gegen das Land verhängte Embargo) trifft die Bauern empfindlich. Das letztjährige Auslaufen der Milchquote in der EU habe das Marktungleichgewicht zusätzlich verschlechtert, so Walter.

Es sei eine „ungebremste Steigerung der Milcherzeugung erfolgt“. Der erhoffte fließende Systemwechsel blieb aus. „Der „Gleitflug“ wurde zur „Bruchlandung“, die Preise stürzten ab. Das tiefe Tal auf Dauer überstehen könne nur der Hof mit überdurchschnittlichen Ergebnissen in einer mengenmäßig ausreichenden Produktion: mehr Technik, größere Ställe. Nur die besten 25 Prozent der Betriebe könnten auf lange Sicht voll kostendeckend und nachhaltig arbeiten. Walter rechnet deshalb „mit weiteren Betriebsaufgaben im Landkreis im Rahmen der Generationenfolge“.

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Wer langfristig die Milchviehhaltung behalten wolle, müsse immer wieder investieren und Abläufe optimieren. An welchen Stellschrauben dabei gedreht werden kann, machte der weitere Verlauf der Informationsveranstaltung deutlich. Schon die Aufzucht der Kälber sei von entscheidender Bedeutung, denn „sie bilden die neue Kuhgeneration. Die jungen Tiere sollten laut Anna-Maria Miller von der Beratungsfirma „VFR-GmbH“ in kleinen Gruppen gehalten werden, „sonst gibt es Stress“. Die Tiere brauchen viel Platz, viel Licht und viel Luft, aber durchaus auch menschliche Wärme, machte die Referentin klar. So solle man den Rindernachwuchs auch ruhig auch einmal streicheln, forderte sie auf. Die Bezugsperson der Tiere habe enormen Einfluss. Eine Studie zeige: Kümmert sich eine Frau um die künftigen Milchlieferanten, sinkt die Krankheits- und Sterblichkeitsrate.

Probleme gibt es indes überall, sogar im Milchgewinnungszentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf. Dort musste der Betreuer Thomas Bauer vor zwei Jahren vermehrt Euterentzündungen feststellen, „obwohl wir eigentlich alles richtig gemacht haben“, wie er in Emetzheim versicherte. Letztendlich wurden bei allen 140 Kühen Melkproben genommen, um die Krankheitserreger ausfindig zu machen, dann erfolgte eine individuelle Behandlung der Tiere. Eine laut Bauer sehr kostenintensive Aktion. Doch der punktgenaue Einsatz der Antibiotika habe die optimale Wirkung, erzielt und verhinderte die Bildung von resistenten Keimen. Der Referent riet im Sinne der Hygiene zu Melkhandschuhen, auch wenn es unangenehm sei, mit ihnen zu arbeiten.

Weit von solchen Ansätzen entfernt ist die Milchviehhaltung in Neuseeland, wie Fütterungsberaterin Corinna Pfaller erläuterte. In dem Inselstaat mit mehr Milchkühen als Einwohnern ist Export Trumpf, die Milch wandert zu 96 Prozent ins Ausland. Eine Arbeitskraft ist im Schnitt für 280 Kühe zuständig, die großen Melkstände kommen „ohne Hygienemaßnahmen“ aus, weiß Pfaller aus eigener Erfahrung. Die nötigen Mineralstoffe werden über die Tränken verteilt. Zum Bewässern und zum Düngen behilft man sich mit einem kleinen Trick: Man bildet kleine Staudämme und „flutet“ dann bei Bedarf die Wiesen. Bullenkälber unter 25 Kilogramm werden regelmäßig zur Massenschlachtung gebracht und zu Hundefutter oder Seife verarbeitet.

Doch auch hierzulande sei nicht alles zum Besten bestellt, mahnte Pfaller an. Qualmende Silos und Schimmelnester führten immer wieder zu Verlusten von Grundfutter. Hier gelte es, Abhilfe zu schaffen. Zielgenaue Fütterung heiße die Devise. „Sind die Kühe zu fett, wird das Geld versenkt“, brachte es Pfaller auf den Punkt.

Beim Futtermix müsse man auf die richtige Kombination achten, um durch Nährstoffsynchronisation das optimale Ergebnis zu erzielen. Und man müsse wachsam sein. Denn Fehler in der Kuhfütterung rächen sich nach Pfallers Worten nach drei Monaten. Und dann brauche es noch einmal solang, um sie wieder zu beheben.