Neumarkts Innenstadt-Händler glauben an Gegengewicht zu Neuem Markt

16.12.2014, 14:29 Uhr

In dem Großprojekt mit über 13 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 50 Läden werden unter anderem folgende Händler und Dienstleister ihre Leuchtreklamen montieren: Bijou Brigitte, Schuh Mengin, Rewe, dm, ein Tui-Reisezentrum, der Frisör Klier und eine Apotheke, berichtet das Branchen-Internetportal www. textilwirtschaft.de unter Berufung auf den Vermieter Development AG in Duisburg.

Zudem laufen noch Gespräche mit drei weiteren „Ankermietern“. Der Lebensmittelbereich sei bis auf eine Einheit bereits vermietet, heißt es im Bericht. Laut NN-Recherchen wird Feihl seine Bäckereifiliale in der Klostergasse schließen und dafür in den Neuen Markt einziehen.

Setzt nun die große Abwanderungsbewegung vom Oberen und Unteren Markt vor die Tore in den Neuen Markt ein? Im Rathaus können die Verantwortlichen eine solche Tendenz nicht erkennen. „Es ist nicht das Ziel, den Oberen Markt zu räumen“, sagte Verwaltungsdirektor Josef Graf.

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Ziel: Zusätzliches Angebot

Von weiteren Umzügen, vergleichbar mit Wöhrl, ist dem Stadtoberen nichts bekannt. Jedenfalls werbe der Bauherr, die Firmengruppe Max Bögl, nicht aktiv ab, ist sich Graf sicher. „Wir wollen keine Umschichtung, das Ziel ist ein zusätzliches Angebot“, sagte Citymanager Roland Kittel. Der Geschäftsführer des Marketingvereins „Aktives Neumarkt“ rechnet keinesfalls mit einer „großen Innenstadtflucht“. Der Standort hier sei gefragt.

Frage des Gleichgewichts

Stadtdirektor und Citymanager sind erst mal froh, dass Wöhrl Neumarkt auf größerer Fläche im Neuen Markt in der Stadt gehalten werden kann. Denn ein Wegzug habe tatsächlich gedroht, heißt es. Angesichts der gut 2400 Quadratmeter des Nürnberger „Multilabel“-Filialisten unter neuer Adresse mahnt jedoch Josef Achatz an, dass die genehmigte Textil-Verkaufsfläche von rund 3000 Quadratmetern tatsächlich eingehalten wird.

Eine Ausweitung auf beispielsweise 5000 Quadratmeter sei nicht geeignet, das „Gleichgewicht“ zu erhalten, so der Bezirksvorsitzende des Handelsverbandes Bayern. Er ist mit Wäsche und Dessous am Markt selbst aktiver Einzelhändler.

Starker Gegenpol

Apropos Gleichgewicht: Citymanager Kittel hat die Hoffnung, dass es tatsächlich gelingt, nach dem Wegzug von Wöhrl für die Liegenschaft am Oberen Markt einen adäquaten Nachmieter zu bekommen — eine Schlüsselfrage für die Einzelhandelsentwicklung in Neumarkt generell.

Denn von Wöhrl habe die ganze Einkaufsstraße profitiert. Kittel: „Wir brauchen einen starken Gegenpol zum Neuen Markt, nur dann funktioniert es in der Mitte.“

Umgekehrt bedeute dies, dass ein Leerstand „problematisch“ werden könne: Fehle ein Gegenpol, würden Besucherströme dauerhaft verlagert und ein „Ausbluten“ sei nicht mehr auszuschließen, so Citymanager Kittel. Negativbeispiele seien Ansbach und Deggendorf.

Ein starkes Gegengewicht zum noch nicht eröffneten Neuen Markt ist nach Ansicht des Handelsverbands-Vorsitzenden Achatz zumindest im Textilbereich bereits entstanden:. Die Freystädter Bekleidungs-Platzhirsche Frühauf und Gutbrod sind inzwischen im Zentrum vertreten.

Zwei neue Gutbrods?

Und der Trend geht weiter: Dem Vernehmen nach folgt Gutbrod auch in der inzwischen geschlossenen Weltbild-Filiale und in den Räumen der Bäckerei Reiser nach.

Der Handel in Neumarkts Zentrum erwartet sich insgesamt durch den Neuen Markt eine höhere Kundenfrequenz. Die Hoffnung: Mögliche Umsatzverluste sollen durch ein Mehr an potenziellen Kunden ausgeglichen werden, so Josef Achatz.

Er selbst sieht als „Nischen- und Spezialanbieter“ keine Veranlassung, das Risiko eines Umzuges in den Neuen Markt einzugehen. Zudem denkt er grundsätzlich nicht daran, die eigene Immobilie zu verlassen, um woanders zur Miete einzuziehen — eine Position, die sicher für viele Geschäftsleute hier gilt.