Circus Sambesi: Dieser Drahtseilakt war nicht geplant

7.10.2019, 09:09 Uhr

Das Wetter am Samstag war keinen Deut besser, aber das störte die Mühlhausener nicht. Im Gegenteil. Schon zur Nachmittagsvorstellung krachte das schnell wohlig warme Zelt in den Nähten. Die Kinder in Begleitung ihrer Eltern und/oder Großeltern drängelten sich um das Manegenrund und fieberten den Auftritten von Artisten und Akrobaten entgegen.

Dann erloschen die Lichter und es wurde dunkel und still. Nur die wirbelnden Fackeln der Flying Fire flackerten, bevor diese die Manege für die Fantastics räumten. Die jungen Künstlerinnen in den von exotischen Katzen abgeschauten Kostümen beeindruckten mit Akrobatik und sie bewiesen, dass Keulenschwingen nicht erschrecken muss. Es kann auch sehr apart aussehen.

Die Illusion von Leichtigkeit weckte auch das Duo Allegro am Vertikaltuch. Nur die gespannten Muskeln der beiden jungen Frauen verrieten, welche unglaubliche Körperbeherrschung sie hinter dem strahlenden Lächeln verbargen. Aus dem Publikum holte sich Zauberer Blacky seine reizende Assistentin, die ihm half vor allem die Kleinsten unter den Zuschauern mit den Abenteuern seiner Zauberente zu beglücken.

Werbung
Werbung

Lachende und jubelnde Kinder sind wohl auch Lebenselixir für Toni Klug, dem es noch nach 30 Jahren Circus Sambesi so augenscheinlich allergrößtes Vergnügen bereitet, als Clown durch die Manege zu tollen. Auf einer ganz anderen Ebene zieht Thomas Dietz das Publikum in seinen Bann. Der mehrfache Jonglier-Weltmeister hat vor gar nicht langer Zeit erst vom Cicus Sambesi gehört und macht seither mit – wie alle anderen Künstler und Helfer im Hintergrund, ohne einen Cent Gage zu verlangen.

Sambesi-Direktor Karl Nidermayer war und ist Teil des Programms, hat sein Alter Ego, den Fakit Taifun al Shabah, aber vor einer Weile schon samt Nagelbrett in Rente geschickt und sich auf seine Anfänge als Carlos los Tangos besonnen. Am Samstag baute er erstmals die alte Musik- zu einer feinen Clownnummer aus. Versonnen und ratlos blickte er in den leeren Geigenkasten. Doch es gibt ja die Neumarkter Nachrichten, die sich dicht am Mikrophon trefflich zu Tango-Rhythmen in Fitzerl reißen oder knüllen lassen.

Es war ein stiller Spaß, den vor allem Erwachsene goutierten. Die ließen sich auch von The loose acrobats aus Regensburg einfangen, die in ihrer Darbietung das Spiel von Mann und Frau mit leiser Erotik würzten.

Doch dann wurde es gruselig. Die Tortuga Pirates schälten sich in ihren schaurigen Kostümen aus dem Bühnennebel, begeisterten mit so schwieriger, wie fließender Akrobatik und verschwanden dann so zombiehaft, wie sie gekommen waren.

Vor dem Finale, in dem sich alle Künstler beim Publikum für den Applaus und vorauseilend für die großzügigen Spenden (in Mühlhausen kamen 5200 Euro zusammen) bedankten, hat traditionsgemäß Magier Stefano seinen Auftritt. Der Grandseigneur der Truppe bewies sich in seiner Sturm- und Drangzeit als Feuerspucker und Messerwerfer und hat seine Kunst nun im gesetzteren Alter entsprechend verfeinert.