Greißelbach: Spektakuläre Montage zweier Brückenträger

27.10.2014, 11:00 Uhr

Der Himmel ist einfach nur grau, vom goldenen Herbst, den der Wetterbericht im Radio angekündigt hatte, ist wenig zu sehen. Es nieselt, die Zuschauer, die den Straßenrand säumen oder auf der massiven Auffahrtrampe der neuen Brücke stehen, haben ihre Regenschirme aufgespannt. „Wenn keine Autos mehr kommen, kommt der erste Transport“, sagt ein Arbeiter. Denn im Moment rollen noch Pkw und Lkw auf der noch nicht ganz fertig gestellten B 299 zwischen den beiden Brückenköpfen hindurch.

Es kommt kein Auto mehr, dafür aber wird aus dem Nieselregen Regen. Blaulicht an der Werksausfahrt des Betriebsgeländes von Bögl, und schon schiebt sich langsam der Schwertransporter mit dem ersten der 33 Meter langen und 80 Tonnen schweren Stahlträgern über die Piste. Während den Zaungästen das Wasser in den Nacken rinnt, springen die Arbeiter auf den Transporter, lösen Verankerungen, kippen Halterungen aus, schrauben Stützen auf. Spielerisch heben die beiden Autokräne, beide in Bögl-Gelb, den Träger an, ohne Anstrengung, richten ihn vorsichtig aus und lassen ihn vorsichtig in die Brückenköpfe ab.

Etwas mehr links, etwas mehr rechts: Die Bauarbeiter zwischen den blanken Stahlarmierungen weisen den Kranführern mit den Händen und knappen Gesten den Weg, mit viel Gefühl senken diese den Koloss in die Verankerung. Derweil wird der Schwertransporter routiniert zusammen gefaltet, die Halterungen in Leerstellung arretiert. Kaum sitzt der erste Brückenträger, rollt der Truck schon unter ihm durch, wendet im Kreisel auf der Rampe und verschwindet Richtung Werksgelände. Der Verkehr darf wieder passieren, während die Arbeiter noch schrauben.

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Es dauert nicht lange, dann kommt der Schwertransporter erneut, mit dem zweiten Brückenteil. Auch das ist zügig eingehoben, wobei sich die Arbeit etwas schwieriger gestaltet. Denn der Transporter kann nicht mehr so weit zwischen die Brückenköpfe einfahren wie beim ersten Träger — der nimmt ihm den Platz nach vorne weg. Auch das zweite Stahlteil sitzt bald in den Verankerungen, wird um Zentimeter angehoben und nach links, nach rechts gewendet. Absetzen, lautet das Kommando, und die Kontrolle läuft noch einmal beide Brückenköpfe ab, um zu sehen, dass alles korrekt sitzt. Das tut es, alle blicken zufrieden in die Runde.

Das tut auch Michael Breu, Abteilungsleiter Brückenbau beim staatlichen Bauamt in Regensburg. Das Einsetzen der beiden Brückenteile erfolgte in der angesetzten Zeit, die B 299 musste deswegen nur kurz gesperrt, keine neue Umleitung ausgewiesen werden. Alles bestens, sagt er, und weist mit der Hand nach links: Unbemerkt von der durchaus interessierten Nachbarschaft ist dort schon die Brücke über den Ludwig-Donau-Main-Kanal fertig gestellt worden. Statt durch ein keinen Meter Durchmesser fassendes Rohr wird hier der Kanal künftig frei unter der Brücke verlaufen. Für Fuß- und Radwanderer wichtig: Der Ludwigskanal hat unter der Brücke nur halbe Breite, so bleibt Platz für einen Fußgängersteg.

Mit dicken, blauen Gummikissen hatte die Baufirma den Kanal links und rechts der Baustelle gestaut, abgepumpt und das zweite Brückenbauwerk eingelassen. Die Uferbefestigung ist bereits an Ort und Stelle, die Brücke komplett ausgeführt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Kanal dort frei fließen kann.

Wenn es das Wetter möglich macht, sagt Michael Breu, soll der Umbau der Kreuzung noch 2014 abgeschlossen werden. Die Auffahrtsrampe Richtung Rocksdorf inklusive Kreisel und Werkszufahrt Bögl ist fast fertig. Hier kann der Verkehr bereits früher fließen. Was dann noch aussteht, ist die Brücke über die B 299 selbst, ein Pilotprojekt der Bauunternehmung Bögl, das diese finanziert.

Piste aus Beton

Während Brückenköpfe und Stahlträger aus konventioneller Fertigung stammen, wird die Fahrbahn selbst in neuer Bauweise verlegt. Im Werk nebenan wird die Piste aus Beton gegossen, die Rollschicht dabei aufgeraut. Dann werden die Fahrbahnplatten auf die Brücke geschoben und verspannt.

Eine aufwändige Bauweise vor Ort würde damit entfallen. Für Bögl wird die Brücke damit zum Referenzobjekt; weshalb sich die Unternehmung auch an den Kosten beteiligt und rund 700 000 Euro übernimmt. Komplett kostet die Brücke über die B 299 1,3 Millionen Euro, das gesamte Projekt schlägt mit 4,2 Millionen Euro zu Buche.

In den vergangenen Jahren hat es an der Kreuzung der Staatsstraße von Deining nach Freystadt mit der B 299 immer wieder schwere Unfälle mit vielen Verletzten gegeben. Das soll Vergangenheit sein. Auch Bögl profitiert: Künftig sollen die Schwertransporte vom Werksgelände über den Kreisel laufen und geschmeidig auf die B 299 einfahren können.