Gülle-Anteil im Grundwasser "unter den Grenzwerten"

15.4.2014, 06:00 Uhr

Das Risiko geht von der durchschnittlichen „Großvieheinheit“ aus: Eine ausgewachsene Kuh scheidet aus und erzeugt so rund 20 Kubikmeter Gülle pro Jahr, rechnet BBV-Kreisobmann Martin Schmid vor. Und Experten wie der Leiter des Neumarkter Gesundheitsamtes, Dr. Heinz Sperber, sehen einen direkten Zusammenhang zwischen der „organischen“ Gülle-Düngung der Landwirte und der Nitratbelastung.

Für die Überwachung des „Rohwassers“ aus den Brunnen der knapp 30 Wasserversorger im Kreis ist das Wasserwirtschaftsamt Regensburg zuständig. Dessen Chef Josef Feuchtgruber gibt Entwarnung: „Nirgendwo gehen die Nitratprobleme in Richtung der Grenzwerte, wir sind weit weg von einer gesundheitlichen Gefährdung.“ Der Wasserexperte erklärt dies auch geologisch: Etwa ein Drittel des Wassers werde aus tieferen Schichten gefördert, die gut durch Tonvorkommen gegen einen Nitrateintrag abgeschirmt würden; rund zwei Drittel kommen aus Karstschichten. Bedenkenlos seien die durchschnittlichen 20 bis 25 Milligramm Nitrat pro Liter — bei einem Grenzwert von 50.

„Fallende Tendenz“

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Dies gilt für das Rohwasser vor der Einspeisung in die Leitungen. Anderenorts wird es vermischt, filtriert, behandelt. Doch dafür gibt es nach Angaben des Neumarkter Stadtwerke-Chefs Dominique Kinzkofer keine Veranlassung: „Wir liegen weit unter den Grenzwerten.“ Im Hauptfördergebiet Miss werde ein Mittelwert aller Brunnen von 8,8 Milligramm beim eingespeisten Trinkwasser gemessen. Auch bei der Mischung mit dem Fernwasser aus dem Laber-Naab-Zweckverband ab Ende April sei ein Nitratdurchschnitt von zwölf bis 16 Milligramm zu erwarten. Wegen der laufenden Sanierung der Fassung sei das Gewinnungsgebiet Fuchsberg im Moment nicht am Netz. Dort messen die Wasserprüfer den höheren Wert von 26 Milligramm, laut Kinzkofer „mit fallender Tendenz“.

Das Beispiel Fuchsberg zeigt, dass sich die Bemühungen um einen wirksamen Schutz der Wasserfördergebiete lohnen: Seit Jahren sind die Stadtwerke dort mit den Landwirten im Gespräch, um eine „bedarfsgerechte“ Gülledüngung zu erreichen. Durch finanzielle Anreize würden die Bauern dazu gebracht, die Jauche woanders auszubringen. 4000 bis 6000 Euro an „Ausgleichszahlungen“ geben die Stadtwerke am Fuchsberg dafür aus.

Für die Güte des Trinkwassers aus dem Hahn ist das staatliche Gesundheitsamt zuständig. Auch hier befinden sich nach Angaben von Karl-Heinz Oppolzer ausnahmslos alle Versorger des Landkreises unterhalb der Grenzwerte: Im März hat das Amt in Neumarkt 7,2 Milligramm gemessen. In Parsberg waren es zuletzt im Juni 18,4 Milligramm und in der Pettenhofener Gruppe (Lauterhofen) 19,8 Milligramm.

Wieviel Gülle darf der Landwirt wo aufs Feld pumpen? Die bayerischen Wasserwirtschaftsämter haben den Auftrag, die Gemeinden und Wasserzweckverbände zur Überarbeitung alter Schutzverordnungen anzuhalten, gegenwärtig auch im Landkreis. Generelle „Ausbringungsverbote“ seien laut BBV-Obmann Schmid für die Landwirte schon mit Einschränkungen und Mehrkosten verbunden: Sie müssten sich um Gülleabnahmeverträge mit anderen Bauern und um zusätzliche Pachtflächen bemühen — oder ihre Tierbestände verkleinern.

Die Landwirte rechnen damit, dass nach der Europawahl die drohende Düngeverordnung kommt: Dann dürften nur noch 170 statt 230 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr auf die Felder. Bauernsprecher Schmid: „Eine solche Regelung wäre viel zu unflexibel.“